Olympia-Qualifikation, Teil III und Schluss

Ein Blick auf die Konkurrenz


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Deutschlands erster Vorrundengegner wird am Eröffnungstag der Qualifikationsspiele am Sonnabend, dem 6:Mai 2000, die Auswahl der Slowakei sein. Diese Mannschaft ist ein ernstzunehmender, etwa gleichstarker Gegner. Bei der letzten EM in Florenz spielten die Slowaken in Deutschlands Parallelgruppe, es kam zu keiner direkten Begegnung. Die Slowakei landete im Gesamtklassement knapp hinter Deutschland auf Platz 10. Das entscheidende Spiel um Platz 9 ging gegen Rumänien nach Verlängerung durch "Golden Goal" knapp und unglücklich verloren.
Die slowakische Mannschaft wird aus Spielern der Spitzenvereine Novaky, Kosice und Bratislava zusammengesetzt. Dazu kommt Alexander Nagy, der derzeit beim Europachampion Splitska Banka in Kroatien unter Vertrag steht. Robert Kaid war bis zum Vorjahr bei CC Neapel unter Vertrag und spielt jetzt wieder in Kosice. Im Tor steht Europas grösster Tormann, der 2.01 m grosse Stefan Gergely aus Novaky. Sein Vereinspräsident Eduard Prelovsky, über 25 Jahre lang internationaler Referee, steht in Verbandsfunktion im Hintergrund.

Kolumbien, Gegner am 2. Spieltag, gilt als Exot in der Wasserballwelt. Einmal traf Deutschland bisher auf diesen Gegner und gewann 15:4. Das war 1975 bei der II.Weltmeisterschaft in Cali/Kolumbien, wo der Gastgeber automatisch qualifiziert war, aber nicht über den 16. und letzten Platz hinauskam.
Deutschland gewann damals in der 2.Runde sein Spiel nach Belieben und glaubte schon, mit dem hohen Sieg etwas für sein Torverhältnis getan zu haben. Aber die FINA annullierte das Spiel für die Wertung, denn es war im Turnier ein Dopingfall aufgetreten. Ratko Rudic, der heute so erfolgreiche Trainer in Italien, war aus seiner jugoslawischen Mannschaft zum Harntest ausgelost worden und wurde der Einnahme verbotener Substanzen überführt. Sein Team wurde zurückgestuft, Deutschland rückte nachträglich an seine Stelle in den Kreis der Spitzenmannschaften. Heute noch schwört Rudic, dass bei der Analyse eine Verwechslung vorgelegen haben muss.
Auch ein Vierteljahrhundert später ist der Leistungsstand Kolumbiens bescheiden geblieben. Bei den PAN AM-Games 1999 im kanadischen Winnipeg war Kolumbien am Start, verlor aber gegen den späteren Gesamtsieger USA mit 18:0.
Kanada als dritter deutscher Vorrundengegner gilt international nur als zweitklassig. Vorbereitungen gegen amerikanische Universitätsmannschaften endeten mit wechselnden Erfolgen. Bei den PAN AM-Games rangierte Kanada innerhalb des amerikanischen Doppelkontinents auf Rang 3, deutlich hinter den USA und Kuba. Brasilien, Puerto Rico, Mexiko, Argentinien und Kolumbien folgen.
Chef-Coach der Kanadier ist John Csikos. Gemäss seiner Herkunft finden sich einige ungarnstämmige Spieler in seiner Auswahlmannschaft. In Newport Beach und Los Alamitos in Kalifornien hatte die USA jetzt (Ende Februar) einige Mühe, gegen ihren nördlichen Nachbarn mit 9:7 und 10:8 erfolgreich zu bleiben. Der kanadische Aufwärtstrend ist unverkennbar.

Gegner in der Zwischenrunde, die aus den ersten drei Mannschaften der deutschen Gruppe D und den ersten drei der Gruppe C gebildet wird, dürften Russland, Kuba und Polen werden. Nach einem Ruhetag werden die Spiele in Turnierform am Mittwoch, dem 10. Mai fortgesetzt. Ergebnisse bereits gespielter Partien werden in die Zwischenrunde übernommen.
Besonders die Spandauer Spieler haben gegen alle drei Zwischenrunden-Mannschaften vielfache Erfahrungen gesammelt. Wolgograd und Dinamo Moskau, die wie Spandau und Waspo Hannover fast die komplette russische Nationalmannschaft bilden, sind aus dem Europacup der letzten beiden Jahre bekannt. Gegen Kuba gewann Spandau das Humboldt-Turnier Ende September auf Teneriffa und Polen diente in der vorletzten Woche den Spandauern als Trainingspartner in Berlin-Schöneberg.
Dem Kurzkommentar des DSV-Wasserballwarts Voigt-Rademacher mit "Traumlos!!!!" kann nur zugestimmt werden. Doch mindestens der zweite Platz in der Zwischenrunde muss erreicht werden, erst dann kann der DSV die Australien-Tickets für seine Wasserballspieler lösen

(20.03.2000)


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