Herren-Wasserball in Belgien

Belgien - Pokal:
Kortrijk gewinnt den Pokal gegen Strombeek

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Beim 10. Pokalfinale in Belgien fiel der Wasserball-Pokal bereits zum vierten Mal an Kortrijk (frz.: Courtrai). Der alte und neue Titelträger hatte beim 20:11 gegen Strombeek, ein Team der 2.Liga, keine Mühe. In einem äußerst fairen Spiel im neutralen Mouscron, im Bad des amtierenden Landesmeisters, gewann aber auch Außenseiter Strombeek - die Sympathien der zahlreichen Zuschauer.

Platz 3 im Pokal eroberte Antwerpen mit 17:10 gegen Brüssel.

Die bisherigen Pokalsieger in Belgien:
1990: Antwerpen
1991: Tournai
1992: Tournai
1993: Tournai
1994: Kortrijk
1995: Tournai
1996: Kortrijk
1997: Mouscron
1998: Kortrijk
1999: Kortrijk

In der Meisterschaft führt nach 15 Spieltagen Mouscron ohne jeden Verlustpunkt mit 30 Punkten vor Kortrijk und Antwerpen (je 24 Punkte). Noch nicht entschieden ist die Vergabe des vierten Platzes, um den sich Eeklo (20 Punkte

(09.03.1999)

Wasserball in Belgien
Früher eine Macht in Europa-heute fast bedeutungslos

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Sie stellten den ersten Wasserball-Olympiafinalisten, sie errangen neun Silber- und Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen und Europameisterschaften, dann kam für Belgien mit Beginn der 60er Jahre der Niedergang in dieser ältesten olympischen Mannschaftssportart.

Ein Blick zurück:
Große Namen jener Zeit haben heute noch einen guten Klang. Da ist Victor Boin, ausgewählt als Sprecher des Olympischen Eides bei den Spielen 1920 in Antwerpen. Er war Medaillengewinner von London (1908) und Stockholm (1912), die Spiele 1916 in Berlin fielen dem 1.Weltkrieg zum Opfer. In Antwerpen trat Boin als 34jähriger noch einmal an - in einer anderen Sportart. Er gewann die Silbermedaille im Degenfechten!

Da ist auch Torwart Albert Durant, eine Torwart-Legende wie in Deutschland Hans Hoffmeister, Günter Kilian oder Peter Röhle. Drei olympische Medaillen von 1912 bis 1924 konnte er gewinnen. In Antwerpen sollte es Gold werden, doch das Reglement verhinderte diesen Erfolg. Eine Hinausstellung wurde damals erst beim nächsten Torerfolg beendet. Beim Spielstand von 2:3 im Finale gegen England traf Belgien gleich zu Beginn der 2.Halbzeit eine Hinausstellung. Albert Durant im Tor hielt einfach alle Schüsse der Engländer, in Unterzahl vermochte Belgien nicht auszugleichen. So verstrich die Zeit und der erhoffte Olympiasieg ging verloren. Die Zuschauer jedoch spendeten dem Verlierer mehr Applaus als dem Sieger. Das war fast so viel wie Gold.

Gennant werden müssen auch die Brüder Maurice und Gerard Blitz. Sie prägten die große Zeit in Belgien ganz entscheidend, holten im Schwimmen und Wasserball von 1920 bis 1936 sechs Olympische Medaillen. Maurice, der 10 Jahre ältere Bruder, ging mit folgendem Ereignis in die Wasserballgeschichte ein: Er leitete 1928 das Olympische Finale in Amsterdam zwischen Deutschland und Ungarn. Von enttäuschten ungarischen Fans und vielen parteiischen Zuschauern wurde er so gnadenlos ausgepfiffen, daß er nach Schluß der dramatischen Verlängerung in Ohnmacht fiel. Zuvor hatte er den deutschen Sieg überhaupt erst möglich werden lassen, als er einen ungarischen Treffer zum 3:0 wegen einer Regelwidrigkeit nicht gab. Einen 3-Tore-Vorsprung hätte Deutschland kaum noch aufholen können. Kaum bekannt ist, daß Deutschlands Weg ins Finale in diesem Turnier über Belgien führte. Und jenes Spiel, in dem Bruder Gerard Blitz spielte, stand lange auf der Kippe und wurde auch erst nach Verlängerung entschieden.

Mit Piérre Coppieters hatte Belgien einen Jahrhundert-Wasserballer hervorgebracht, ein Hüne, beweglich und wurfgewaltig. Ein Center unserer Zeit. Auch er spielte in Amsterdam, später in Magdeburg 1934 bei der EM und in Berlin 1936. An diese Zeit wird sich DSV-Ehrenpräsident Bernhard Baier noch gut erinnern. Die Partie Deutschland - Belgien war die für den Olympiasieg entscheidende. Tags zuvor hatten sich Ungarn und Deutschland 2:2 unentschieden getrennt. Es kam bei Punktgleichheit auf jedes Tor an. Deutschland gewann zwar 4:1(3:0) gegen Belgien , für Gold hätte es aber 5:0 sein müssen. Der Torschütze für Belgien: Coppieters! So gab es Silber für Deutschland, Bronze für Belgien.

Wenn Maurice Blitz als Schiedsrichter genannt wurde, muß auch René Bouwens, langjähriger Nationalspieler und danach internationaler Referee, erwähnt werden, der auch bei Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft pfiff. Die gute belgische Schiedsrichtertradition setzten Abé Fuchs und bis jetzt Francois Simons fort, zwei "Männer in Weiß", die auch den jüngeren deutschen Wasserballspielern aus vielen Länderkämpfen und Europacupbegegnungen bekannt sind. Ein belgischer Schiedsrichter war allerdings in Deutschland gefürchtet und unbeliebt: Alphonse Delahaye. In den großen Spielen Deutschland gegen Ungarn wurde ihm fast immer die Leitung übertragen. Daß sein Chef zum ungarischen Ehrenkonsul ernannt wurde und Delahaye die Reise zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles 1932 mit der ungarischen Mannschaft zusammen durchführte, brachte ihm den Ruf des ungarischen Hausschiedsrichters ein.

Nach diesem historischen Exkurs nun zur Gegenwart.
Zwölf Mannschaften spielen in Belgien in der 1.Division, je 13 in der 2. und 3. Division. Nach gut der Hälfte aller Meisterschaftsspiele zeichnet sich jetzt ab, wer im Titelkampf chancenreich sein wird. Royal Dauphins Mouscron ist noch ohne jeden Verlustpunkt und hatte auch jetzt keine Mühe beim 16:8 gegen Brüssel. Courtrai ( Kortrijk in der Sprache Flanders) und Antwerpen folgen auf den Plätzen. In der Begegnung beider konnte Courtrai mit 17:7 deutlich Revanche nehmen für die vor gut zwei Wochen erlittene Pokalniederlage. Den Kampf um den wichtigen 4.Platz behauptete Eeklo mit 7:5 gegen den vielfachen Meister Tournai, der dadurch kaum noch in die Play-offs kommen dürfte. Altmeister Gent hält auf Platz 5 noch Anschluß nach dem 7:4 beim Tabellenletzten und wahrscheinlichen Absteiger Calypso. Dessen Platz dürfte Maccabi, Tabellenführer der 2.Division, einnehmen.

Belgien verfügt seit Jahren über kein Konzept, an alte Zeiten und beste Traditionen anzuknüpfen. Der heutige Leistungsstand auf Europa bezogen ist so niedrig, daß im Europacup der Landesmeister gar nicht gemeldet wurde. Die besten Teams spielten im Cup-Wettbewerb (Kortrijk) und um die LEN-Trophy (Mouscron). Kortrijk schied in der Vorrunde in Zagreb aus, Mouscron bereits in der Qualifikation.

 
Die Ergebnisse vom 23.1.1999:
Eeklo - Tournai            7:5
Courtrai - Antwerpen      17:7
Mouscron - Brüssel        16:8
Calypso - Gent             4:7
Wase - La Louvière         4:7
Hasselt - Ghent            5:6
 
Die Tabelle (23.1.1999):
 1. Mouscron     12    24: 0 Punkte  
 2. Courtrai     12    20: 4
 3. Antwerpen    13    20: 6
 4. Eeklo        12    18: 6
 5. Gent         13    14:12
 6. La Louvière  12    12:12
 7. Tournai      12    12:12
 8. Brüssel      11     7:15
 9. Ghent        11     6:16
10. Hasselt      12     6:18
11. Wase         12     5:19
12. Calypso      12     0:24


Startseite News