Sterziks «Trost»: Tiefer geht es kaum noch...

VON TORSTEN WENDLANDT

Honorar-Trainer Uwe Sterzik kann einem fast ein bisschen leid tun. Nicht, weil der 33-Jährige noch fünf Jahre warten muss bis Nico Firoiu (60), sonnengebräunter und stets gut gelaunter Sportdirektor der deutschen Wasserballer mit etwa 10 000 Mark Monatsgehalt, in Rente geht, der luxuriöse Vertrag des gebürtigen Rumänen mit dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) endet und Sterzik erst dann die frei gewordenen Märker als waschechter DSV-Bundestrainer einstecken könnte.

Nein, den Duisburger plagt eher das Image als Chef von Badekappen-Prügelknaben. «Viel tiefer können wir nicht mehr sinken», versucht sich Sterzik, vor zehn Jahren Europameister, im Wasserball-Jammertal zu trösten.

Das dürfte wenig helfen, wenn die «Feierabend-Truppe mit dem Bundesadler auf dem Frotteemantel» (Sterzik) bei den Europameisterschaften ab Donnerstag in Florenz in ihrer Vorrunden-Gruppe gegen die übermächtigen Russen, Spanier, Jugoslawen, gegen Holland und Rumänien antreten.

Vor einigen Wochen noch hat Sterzik insgeheim gehofft, wenigstens die beiden letzteren Teams niederkämpfen zu können, um mit Gruppenplatz vier in die Zwischenrunde zu gelangen. Aber beim Turnier in Budapest Anfang August gab es gegen eben jene ehemaligen Entwicklungsländer auch eins auf die Bademütze. Und zwar derartig deprimierend, dass die planschenden Germanen mit den Spandauern Alex Tchigir, Thomas Schertwitis, Patrick Weissinger und Jens Pohlmann auch in Hannover alle Spiele verloren, gegen Ungarn und Spanien sogar zweistellig.

«Es langt im Moment nicht zu mehr und vielleicht auch nicht bei der Olympia-Qualifikation im Mai 2000 in Hannover», stellt «Mangelverwalter» Sterzik nüchtern fest. «In den Vereinen wird zu wenig trainiert. International spielen wir gegen Vollprofis, die sich wochenlang auf die Höhepunkte vorbereiten können», klagt der Coach. Die wenigen talentierten deutschen Spieler würden Lehrgängen nicht immer, aber immer öfter aus beruflichen Gründen absagen. Die Leistungsträger in den Klubs seien ohnehin die Ausländer - wie bei Rekordmeister Spandau 04 der Russe Alexander Elke und der Däne Lasse Noerbaek. «Und dann höre ich», so Sterzik, «dass sich Vizemeister Rote Erde Hamm aus dem Europacup zurückziehen will, um das Geld für ausländische Akteure zu sparen.»

Uwe Sterzik tut übrigens auch jemand leid. «Meine Mannschaft wird in Florenz noch mehr Lehrgeld zahlen müssen.»

(Berliner Morgenpost 29.08.1999)


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