Trainer - Karussell  

Der Trainer Dr. Tamás Farago


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Die Suche nach einem neuen Bundestrainer macht an den Grenzen Deutschlands nicht Halt. Noch am Freitag veröffentlichte die stets gut informierte Berliner Zeitung "Der Tagesspiegel" vier mögliche Nachfolgekandidaten: Peter Röhle (Trainer von WF Spandau 04), Bernd Seidensticker (Trainer von Waspo Hannover), Hagen Stamm (Präsident WF Spandau 04) und Dr. Tamás Farago (Trainer von Vasas Budapest).
Dr. Farago war für DSV-Wasserballwart Ewald Voigt-Rademacher schon vor knapp zweieinhalb Jahren ein interessanter Kandidat, bevor der Vertrag mit Uwe Sterzik abgeschlossen wurde. Damals war der Tierarzt Dr.Farago von einer Offerte sehr angetan: "Es ist für mich eine Ehre, in Deutschland Bundestrainer zu werden."
Farago war unbesehen ein hochqualifizierter Trainer in seinem Stammverein Vasas Budapest, für den er schon als Spieler Furore gemacht hatte. Er sprach gut die deutsche Sprache und kannte die Bundesliga aus seiner Zeit als Spielertrainer des 1. SC Düsseldorf, für den er Mitte der 80er Jahre zwei Jahre lang spielte und beide Male bundesdeutscher Torschützenkönig wurde.
Dass er als Spieler an drei Olympischen Spielen teilnahm, Gold in Montreal (1976), Silber in München (1972) und Bronze in Moskau (1980) gewann und dadurch eine weltbekannte Grösse im Wasserballbereich wurde, ist so bekannt wie seine Löwenmähne, die der im Sternzeichen Löwe Geborene (August 1952) in allen Schwimmstadien der Welt zur Schau trug.

Seit Dienstag ist Farago für das Traineramt in Deutschland aus dem Rennen. Der Ungarische Verband verpflichtete Farago ab sofort als Trainer der ungarischen Frauen-Nationalmannschaft, wie die in Budapest erscheinende Fachzeitung "Nemzeti Sport" am heutigen Mittwoch berichtet.
Nicht nur bei den Männern, auch bei den Frauen wird in Ungarn ein exzellenter Wasserball gespielt. 1994 in Rom wurden Ungarns Frauen Weltmeister. In diesem Jahr scheiterte das Team der Magyaren ganz unglücklich in der Olympia-Qualifikation in Palermo für die Jahrtausendspiele in Sydney, bei denen zum ersten Mal der Frauen-Wasserball olympische Disziplin ist. Farago soll nun die ungarische Mannschaft zu den Spielen in Athen 2004 wieder in die Weltspitze bringen. Bis dahin läuft sein Vertrag.
Zuvor aber ist die nächste Aufgabe die Europameisterschaft im eigenen Land. Im nächsten Sommer finden diese Kontinental-Wettkämpfe in Budapest statt, und unausgesprochen wird ein grosser ungarischer Erfolg erwartet.
Farago bei den Frauen, dieser Gedanke ist noch gewöhnungsbedürftig, zeigt aber klar den ansteigenden internationalen Stellenwert des Frauen-Wasserballs. Dr. Farago vergeben heisst aber auch: Für Deutschland ist ein Traum weniger realisierbar.

copyright by Dr. Günter Schwill, 5. Juli 2000


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