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Europameister Ungarn gewinnt den Wasserball-Weltcup in Sydney
Deutschland durchlebt Durststrecke

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Mit einem 5:3-Finalsieg über Italien sicherte sich Europameister Ungarn im australischen Sydney den Weltcup, an gleicher Stelle, wo auch über Jahresfrist das Wasserball-Olympiaturnier stattfindet. Um diese Teilnahme kämpft Deutschland noch, die "Olympia-Generalprobe" fand jetzt ohne deutsche Beteiligung statt.

Das waren Zeiten, als Deutschland Weltcup-Sieger wurde (1985 in Duisburg) oder zwei Jahre zuvor (1983 in Malibu/Kalifornien) Silber holte. Auch noch 1987 in Thessaloniki errang Deutschland Bronze. Mit der damaligen Traumbesetzung, u.a. Röhle (im Tor), Otto, Stamm, Osselmann, Freund und Obschernikat schrieb Deutschland Wasserballgeschichte.
Mehrfache Trainerwechsel in den Jahren danach (der Hoffnungsträger Gassmann verstarb mit 37 Jahren) liessen das Niveau absinken. Auch mit dem alten "Fuhrmann" Firoiu konnte die Talfahrt im Weltwasserball nicht gestoppt werden. Seit 1995, jetzt dreimal nacheinander, zählte Deutschland beim Weltcup nicht mehr zum Elitekreis der acht Weltbesten.

Dabei steckt viel Potenz in der deutschen Nationalmannschaft, die bei der Europameisterschaft in Florenz vor gut zwei Wochen noch besser als mit Platz 8 hätte abschneiden können. Dazu stehen hoffnungsvolle Junioren auf dem Sprung.

Auch Ungarn, der Lehrmeister in Sachen Wasserball, hatte über Jahre ein ähnliches Tief durchlaufen müssen wie Deutschland. Nach dem Erfolg beim 1.Weltcup 1979 in Jugoslawien gab es bis 1995 nur Magerkost. Seither aber ist das Team top. Zwei Weltcups seither (1995 und 1999), zwei Europameisterschaften (1997 und 1999) und die Vize-Weltmeisterschaft 1998 können sich sehen lassen.

Glücklicherweise sind in Deutschland die Helden der 80er Jahre noch in wichtigen Funktionen aktiv als Vereinspräsident, Sportarzt oder Trainer. Von ihnen wird jetzt ein entscheidender Leistungsanschub erwartet. Ihr Rat und allein ihr Erscheinen haben Vorbildfunktion. Sie müssen ihren jungen neuen Bundestrainer Sterzik viel mehr stützen - oder stürzen. Die Zeit drängt.
Jetzt gilt das Hauptaugenmerk der Olympia-Qualifikation im Mai, die dank der Weltausstellung im kommenden Jahr von der FINA nach Hannover vergeben wurde. 16 Mannschaften aus aller Welt kämpfen um die letzten vier freien Plätze, dazu auch drei Mannschaften, die beim diesjährigen Weltcup auf hinteren Rängen landeten: Russland, Jugoslawien und Griechenland.

Sportlich war Deutschland bisher bei allen Olympischen Spielen seit 1900 qualifiziert. In dieser Tradition sollte der Sprung nach Olympia zu schaffen sein. Damit stiege auch die Chance, wieder am nächsten Weltcup teilzunehmen.

(03.10.1999)


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