Italien 1. Liga - Herren

Italiens Olympiasaison im Scheinwerferlicht


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Am Vorabend der 81.Italienischen Meisterschaft gab es bereits den ersten Gewinner. Der Verband präsentierte auf einer Pressekonferenz in Rom den erfolgreichen Abschluss mit dem italienischen Fernsehen RAI. Sehr zur Freude der anwesenden Trainer Rudic, Campagna und Formiconi sowie der italienischen Wasserball-Legenden Lonzi, Pizzo und De Magristis wird danach wöchentlich jeweils am Freitag ein Meisterschaftsspiel live und in voller Länge übertragen. Am Sonnabend, dem Hauptspieltag, berichtet der Rundfunk eine knappe Stunde über den Spieltag. Auch per Internet soll Italiens Wasserball aktuell ausgestrahlt werden.

Den Auftakt zur neuen Meisterschaft macht der diesjährige Titelträger Ina Assitalia Roma, der sein Punktspiel gegen Siricem Ortigia aus Syrakus auf Freitag, den 12.November, vorgezogen hat und dafür vom Fernsehen (Rai Sat Sport um 21.00 h) ausgestrahlt wird. Für die Spandauer Späher eine willkommene Gelegenheit zur Beobachtung, denn Ende dieses Monats kommt Rom im Europacup nach Berlin.
Alle übrigen Begegnungen finden am Samstag statt. Bereits drei Höhepunkte bietet der erste Spieltag mit den Partien Savona - Pescara, Recco - Posillipo und Florenz - Bologna. Canottieri Napoli - Civitavecchia dürfte eine klare Sache der Neapolitaner werden so wie für Catania die Punkte bei Aufsteiger Brescia zu holen sein müssten.

Die diesjährige Meisterschaft der 12 Top-Teams läuft als doppelte Punktrunde bis zum 5.April. Dann nehmen die besten acht Mannschaften am Play-off teil. Das Finale, das bis zu fünf Begegnungen umfassen kann (best of 5), beginnt am 31.Mai.

Grosse personelle Veränderungen

Meister Rom startet mit Problemen, seit feststeht, dass der Humbert-Transfer gescheitert ist. Auch über Benedek hängt das Damoklesschwert, da sich jetzt die FINA seiner Doping-Verfehlung annimmt. Anhörung ist am 22.November in Lausanne. Das letzte Wort hierzu wird Harm Beyer sprechen.
Für Posillipo, die ambitionierten Neapolitaner, gibt es in diesem Jahr nur ein Ziel. Es heisst Meisterschaft, lo scudetto. Dafür wurde sogar auf die Teilnahme am Europacup der Pokalsieger verzichtet, die dem Vizemeister zustand. Ein gewagtes Spiel, alles auf eine Karte zu setzen!
Für den Titel wurde gezielt "eingekauft". Neben dem Ungarn Kasas spielt ab sofort auch Barnabas Steinmetz (früher Ferencvaros Budapest). Dazu hofft man im Lager des zweifachen Champions-League-Siegers auf eine schnelle Einbürgerung des Rumänen Bogdan Rath, um durch ihn keinen Ausländerplatz zu blockieren. Durch die Heirat mit Christina Conti, Torfrau der Nationalmannschaft, sind die Chancen auf eine schnelle Naturalisierung gegeben. Aus der Junioren-Weltmeistermannschaft kam Daniele Lisi von Civitavecchia. Der neue Torwart, Bruno Antonio, kam von Catania für den nach Pescara gewechselten Milan Tadic.

Aber auch die Konkurrenz am Ort hat mächtig aufgerüstet. Nachbar Canottieri Napoli verpflichtete ebenfalls ein ungarisches Pärchen, Gergely Kiss und Sabulas Binder von UTE Budapest. Die erste Visitenkarte gab Canottieri bereits im Europapokal in Istanbul ab. Der ASC Duisburg war Leidtragender, trotz grosser Anstrengungen und eines guten Spiels blieb die Niederlage gegen die Italiener nicht aus.

Beide Trainer der Neapolitaner sind früher gemeinsam Europacupsieger mit CC Neapel gewesen: Paolo De Crescenzo (Posillipo) und Enzo D'Angelo (Canottieri). Unter dem berühmten Trainer Fritz Dennerlein eroberten sie 1977 den Cup der Landesmeister. Damals war der SV Würzburg 05 einer der Finalgegner in der Vierer-Endrunde in Palermo. Das Gedenken an Fritz Dennerlein, der als Schwimmer, Wasserballspieler und Trainer eine italienische Autorität war und viel zu früh als Opfer eines Verkehrsunfalls sein Leben verlor, wird alljährlich wachgehalten durch das im Meer ausgetragene Turnier von Vico Equense. In diesem Jahr trug sich CC Napoli in die Siegerliste ein.

Recco Genua, Rekordmeister mit 18 Titeln in Italien, will wieder an alte Zeiten anknüpfen. Auch er verpflichtete einen Ungarn, den 28jährigen Attila Monostori vom Meister BVSC. Dazu kam der Holländer Harry van der Meer (früher Pescara) und das italienische Wasserball-Idol Massimiliano Ferretti vom Meister Rom. Für diese Besetzung kommt mit Posillipo gleich der richtige Prüfstein.

Pescara, der Meister der Jahre 1997 und 1998, war am Ende der letzten Saison nach dem grossen Aderlass durch Trainer Meckic und die Spielern Estiarte, Van der Meer, Trbojevic und Roberto Calcaterra bereits "klinisch tot". Aber die alte Wasserball-Tradition in dieser Stadt schaffte einen Neubeginn. Mit Bruno Silic, dem Olympiacoach der Kroaten von Atlanta, wurde eine wichtige Trainerpersönlichkeit vom anderen Ufer der Adria verpflichtet. Er brachte zwei Landsleute mit, Kosko Krekovic und Mladen Delic, beide 30jährig. Alessandro Calcaterra, auch "Tyson" genannt, konnte im Gegensatz zu seinem Bruder gehalten werden. Mit Milan Tadic kam guter Torwart-Ersatz für den beruflich nach Bologna abgewanderten Francesco Attolico. Die Brüder Enrico und Francesco Mammarella stehen zur Verfügung wie Alessandro Bovo, Marco D'Altrui und Amedeo Pomilio. Savona, die Mannschaft mit den fünf Junioren-Weltmeistern von Kuweit, wird es schwer haben gegen Pescara, auch wenn der Rumäne Aurelian Georgescu und der Jugoslawe Victor Jelenic als Legionäre aushelfen. Aus der Stadt der letzten EM, aus Florenz, kommt der Meisterschaftsdrritte der letzten Saison. Auch hierher kam zur Verstärkung ein Ungar: Rajmund Fodor von Ferencvaros. Der ganz grosse Transfer gelang jedoch mit Roberto Calcaterra von Pescara. Mit Torwart Tempesti, Leonardo Sottani, dem Russen Dimitrj Gorchkov und dem Jugoslawen Dusan Popovic muss Florenz für die neue Spielzeit zu den ganz heissen Titelaspiranten gerechnet werden.

Für uns Beobachter gilt von nun: Spot an, Kamera läuft - wir werden die neue Meisterschaftsrunde in Italien mit Spannung verfolgen.

(12.11.1999)


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