Glanz
am italienischen Wasserball-Himmel Die All
Stars trennten sich unentschieden
VON DR. GÜNTER SCHWILL
Wasserball in Italien, das ist Wasserball in Neapel. Zu
einer Gala hatten die beiden Porzio-Brüder, einst
Olympiasieger, Weltmeister und Europacup-Champions, in
die Piscina Scandone geladen. Vor etwa 2.500 Zuschauern
fand ein Treffen alter und neuer Meister statt, die alle
in und für Italien Geschichte geschrieben haben.
Im Vorspiel der "Alten Meister" auf kleinem
Feld präsentierten sich Wasserball-Legenden: Eraldo
Pizzo (Recco und Bogliasco), in seiner Glanzzeit "caimano",
der Alligator, genannt. Dazu Gianni De Magistris, Max
Rosolino, Paolo De Crescenzo und Enzo D'Angelo, alle noch
sehr elegant, wobei letzterer beim erfolgreichen Torwurf
mit einem Schöpfwurf an alte Techniken erinnerte. Pausen
waren ihnen schon willkommen, doch altes Können blitzte
immer wieder zur Freude der zahlreichen Besucher dieser
Benefiz-Veranstaltung auf. Sie diente, bei
Eintrittspreisen von umgerechnet DM 10,-- pro Kopf, einem
guten Zweck. Ein Veteran aus dem 48er Olympia-Goldteam,
Gildo Arena, wurde für medizinische Betreuung finanziell
unterstützt. Die Meister von gestern trennten sich
friedlich-schiedlich 8:8 unentschieden.
Im Hauptspiel standen sich ein All Star Team Italien und
eine Weltauswahl gegenüber. Der Settebello war mit der
Nationalmannschaft ziemlich identisch, während die
Bezeichnung "Resto del Mondo" doch ein wenig
hochtrabend wirkte. Es war ein Team von in Italien als
Profis spielenden Legionären, immerhin das Beste, was
Italien derzeit ins Wasser bringt. Jetzt noch Schau und
gute Unterhaltung, beginnt für 17 dieser 26 Spieler am
17.Mai die Endphase der Meisterschaft mit den Halbfinals
Rom - Posillipo und Recco - Florenz.
Auch das Hauptspiel endete unentschieden, 6:6 (1:2,2:0,0:0,3:4),
gecoacht von den Trainerfüchsen Formiconi (Italien) und
Silic (Kroatien). Die Tore erzielten Bencivenga (3),
Buonocore, Sottani und Silipo (je 1) bei den Azzurri,
Fodor und Gocanin (je 2), Popovic und Rath (je 1) bei der
Weltauswahl.
Dem erstmals wieder eingesetzten Tibor Benedek fehlte
naturgemäss die Spielpraxis nach langer Sperre.
Interessant dürfte das Mitwirken von Bogdan Rath zu
deuten sein, der seinem Heimatland Rumänien beim
Qualifikationsturnier in Hannover nicht mehr zur Verfügung
steht und sich jetzt mit seinem 2. Pass in Italien als
Linkshänder Chancen auf einen Einsatz in der
italienischen Nationalmannschaft machen kann. Die
Meisterschaft mit Posillipo wäre dafür der geeigneter
Einstand .
Zu den vielen Showgästen zählte der Neapolitaner
Luciano De Crescenzo. Der berühmte Schriftsteller, der
in seinen Werken die griechische Antike mit dem
neapolitanischen Alltag humorvoll zu verknüpfen versteht,
ist zwar weder verwandt mit dem Trainer Paolo und hat
selbst auch nie Wasserball gespielt, aber sein Name hat
einen guten Klang in der Welt. Neben vielen
Auszeichnungen, u.a. an Pizzo und De Magistris, fiel der
Hauptgewinn des Abends an den Spielführer von Posillipo,
Carlo Silipo: Er gewann einen FIAT Tipo.
Um den Wasserball über Neapel hinaus zu fördern, klang
vor laufender Kamera des italienischen Fernsehens, das 2
Stunden lang live übertrug, mehrfach der Wunsch an,
einmal im "San Siro-Stadion" zu spielen, in
einer Wanne, wie es Österreich 1995 bei der EM in Wien
im Ernst-Happel-Stadion praktizierte.
(06.05.2000)
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