Italien
Italienische Meisterschaft, 2. Endspiel

Posillipo bangte trotz Heimvorteils um den Sieg


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Nach zwei Finalspielen zwischen Posillipo und RN Florenz steht es 1:1. In einer an Spannung hochdramatischen Partie hatten diesmal die Neapolitaner das glücklichere Ende für sich. Sie gewannen 10:9 (2:2,3:3,2:2,3:2) in der Serie "best of five". Die erste Begegnung war 7:6 nach Verlängerung an Florenz gegangen.

In der auf beiden Seiten mit allem Einsatz geführten Auseinandersetzung gab es zwei Superstars. Bei Posillipo spielte diese Rolle der 23jährige Tamás Kásás, ein begnadeter Spieler, dessen schwimmerische Qualitäten seinen technischen und taktischen Fähigkeiten zu besonderem Glanz verhelfen. Bei Florenz hat sich Torwart Stefano Tempesti, Jahrgang 1979, Junioren-Weltmeister des vergangenen Jahres, zu einem nur schwer zu überwindenden Bollwerk entwickelt. Er brachte Posillipo in schwere Bedrängnis, hielt in der Anfangsphase nacheinander fünf "todsichere" Schüsse der Neapolitaner. Mit diesem Rückhalt ging Florenz durch zwei gekonnt genutzte Überzahlspiele durch den Ungarn Fodor und den Linkshänder Sottani 2:0 in Führung. Spürbare Erleichterung bei etwa 3.000 Zuschauern, als Lisi und Bencivenga endlich die gebotenen Mann-mehr-Situationen noch im 1.Viertel zum Ausgleich nutzten.
Paolo de Crescenzo stellte auf Pressdeckung um, was Florenz gar nicht lag. Kásás löste sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit derart elegant und schnell, dass ihm die Schlüsselrolle im 2.Viertel zufiel. Seine drei Tore in nur 4 Minuten brachten Posillipo auf 5:3 in Front, doch Brazzatti zum 3:3 und 5:4 brachten Florenz immer wieder heran, Binchi gelang kurz vor dem Seitenwechsel der erneute Ausgleich, 5:5.
Auch das 3.Viertel liess den Ausgang offen. Immer ging Posillipo in Führung (Lisi 6:5 und Steinmetz 7:6, aber Brazzatti und Fodor glichen jeweils wieder aus. Dann ein 4-Meter für Posillipo, aber bei dem Torwart-Riesen Tempesti (2,03 m) mit der enormen Spannweite wollte Kásás zu genau zielen, vorbei!
Das letzte Viertel brachte die Klärung. Während Kapitän Silipo glänzend zum 8:7 einschoss, musste der Florentiner Kapitän Vannini vorzeitig das Spiel beenden. Kásás stiess in diese Lücke, 9:7. Nun steigerte sich auch Torwart Bruno Antonino und hielt den 2-Tore-Vorsprung, doch das 9:8 durch Fodor in Überzahl nach endgültigem Ausschluss von Postiglione konnte er nicht verhindern.
Sollte es erneut Verlängerung geben? Tempesti hält in Unterzahl, "Grandissimo, bravo Tempesti!" ruft der Fernsehreporter voller Begeisterung. Doch dann halten Tempestis lange Arme einen Angreifer fest. Der Torwart muss das Wasser verlassen. Der Trainer gibt in diesem Augenblick, für den Beobachter unverständlich, seinem Feldspieler Binchi den Vorzug fürs Tor. Diesem gelingt zwar die Parade eines schwierigen Bogenballes, doch der heranstürmende Bencivenga drückt ihm den Ball aus der Hand ins Tor zum 10:8. Bei 33:38 Minuten und nur noch knapp zweieinhalb Minuten Restspielzeit war das die Entscheidung. Sottani kann nur noch den Endstand zum 10:9 markieren.

Florenz war dicht an einer Sensation dran. Nun hofft Trainer Riccardo Tempestini, beim dritten Spiel in Florenz am Mittwoch (31.5.) endlich den russischen Kapitän Gorchkov einsetzen zu können. Eine schlimme Augenverletzung beim Turnier in Hannover hat ihn bisher zwangspausieren lassen. Mit einer Augenmanschette spielend, muss er jetzt die Florentiner unbedingt verstärken. Gibt es noch eine Steigerung? Beide Spiele bisher waren an Spannung und spielerischer Delikatesse kaum zu überbieten. Die Finalisten präsentierten sich publikumswirksam, das italienische Fernsehen RaiSatsport plant auch die Live-Übertragung der restlichen Spiele.

(31.05.2000)


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