Nach
der Meisterschaft in ItalienEin Regelverstoss erhitzt die
Gemüter - Wird die Meisterschaft wiederholt?
VON DR. GÜNTER SCHWILL
Posillipo wurde Montagnacht als Wasserballmeister
Italiens gefeiert. Ein begeisterndes Match vor fast 6.000
Zuschauern war zwischen Posillipo und Florenz gerade zu
Ende gegangen. Verbandschef Aurelio Vessichelli überreichte
einen grossen Silberpokal an Kapitän Carlo Silipo, eine
kleine Pokalausfertigung bekam der Vizemeister RN Florenz
überreicht.
Doch selbst fünf dramatische Endspiele scheinen zur Klärung
der Meisterfrage nicht auszureichen. Wegen eines
Regelverstosses muss vielleicht eine neue Entscheidung
herbeigeführt werden. Auf jeden Fall hat der Vereinspräsident
von Florenz, Claudio Del Lungo, Einspruch gegen den
Ausgang der letzten Finalbegegnung eingelegt.
Er begründet auch sein Vorgehen:
Beim Spielstand von 3:2 für Florenz gab es bei 3'05'' im
zweiten Viertel eine Hinausstellung für Postiglione (Posillipo).
Florenz nutzte die Überzahl und erzielte durch Fodor mit
Fernschuss das 4:2. Mit diesem Wurf erklang die Sirene für
das Überschreiten der 35-Sekunden-Angriffszeit. Während
die Florentiner reklamierten, startete Kásás
blitzschnell aufs gegnerische Tor, bekam den Pass und
verwandelte zum 3:3. Jubel auf den Rängen, heftige
Proteste bei Florenz. Schiedsrichter Melis (Cagliari)
unterbrach das Spiel und nahm sich erst einmal das
Protokoll vor. Nach gründlicher Durchsicht und Beratung
mit seinem Kollegen Petronilli (Civitavecchia) fand er
heraus, dass der Protokolltisch mit der Hinausstellung
von Postiglione keine neue Angriffszeit (35 Sekunden)
eingegeben hatte.
Deshalb annullierte er das Kásás-Tor zum 3:3 und gab
Florenz noch einmal 35 Sekunden Angriffszeit mit 20
Sekunden Überzahl. Diesmal blieb den Florentinern der
Torerfolg verwehrt.
Streit gibt es jetzt darum, ob er das Tor zum 4:2 für
Florenz hätte geben und mit dem Anspiel von der
Mittellinie fortfahren müssen. Ein Fall auch für unsere
deutschen Regelexperten.
P.S. Nicht ohne gewisse Symbolik soll angemerkt werden,
dass ausgerechnet der "Verursacher" der
entstandenen Verwicklungen, der des Feldes verwiesene
Francesco Postiglione, seit etwa einem Monat "Doktor
der Jurisprudenz" ist. Im Namen von Posillipo findet
er hier sogleich eine reizvolle Aufgabe vor, um sich als
Anwalt verdient zu machen. Und frei nach Friedrich
Torberg, dem grossen Romancier und Wasserball-Nationalspieler,
erfährt ein richtiger Meisterschaftskampf immer noch
seine Fortsetzung vor der Justitia, der Göttin der
Gerechtigkeit.
(07.06.2000)
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