Italienische Meisterschaft, 1. Finalspiel

Tamás Kásás, schoß das "Golden Goal"   


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Tamás Kásás, schoß das "Golden Goal"   
Photo: Dr. G. Schwill  

Genau 44 Spielminuten brauchte Posillipo, um den ersten von drei erforderlichen Siegen zur Titelverteidigung gegen Florenz zu erringen. Viermal neun Spielminuten der regulären Spielzeit reichten nicht aus, um einen Sieger zu finden. So ging gleich das erste Spiel der beiden Konkurrenten, die auch im Vorjahr die Meisterschaft unter sich ausmachten, in die Verlängerung. Mit dem "Golden Goal" von Tamás Kásás endete in der Piscina Scandone in Neapel die spannende, auf hohem Niveau verlaufende Partie 9:8 (0:2,3:2,3:2,1:1 - 0:0,1:1 - 1:0). Kásás erzielte insgesamt vier Tore und wurde Held des Abends.   Der Herausforderer aus Florenz ging vor gut 2000 Zuschauern konzentriert und selbstbewußt ins Spiel und erzielte durch Sottani und den Ungarn Fodor eine 2:0-Führung. Es wurde merklich still auf beiden Tribünen. Im 2.Viertel aber kam Posillipo. Bencivenga  erhielt einen Traumpaß von Kásás und schoß unhaltbar für Tempesti, der bis dahin unter den Augen seines Nationaltrainers mehrfach geglänzt hatte, den Anschlußtreffer. Wenig später setzte Kásás einen Weitschuß von mehr als 8 Metern Distanz in die Maschen, 2:2. Gegen Mitte des 2.Viertels zog sich Posillipos Kapitän Carlo Silipo im Zweikampf mit Sottani eine Augenverletzung zu und mußte ausscheiden. Calcaterra arbeitete unermüdlich auf der 2-Meter-Linie und wurde für seinen Einsatz mit dem Treffer zum 3:2 belohnt. Die Partie blieb eng. Ausgleich (Magalotti), Führung (Brazzatti), Ausgleich (Postiglione). Posillipo tat sich schwer, aus den zahlreichen Überzahlgelegenheiten mehr Kapital zu schlagen. Zu Beginn des 3.Viertels lauteten die Werte für Posillipo 5/10, für Florenz nur 2/4. Als Gorchkov erneut hinausgestellt wurde, hielt es die italienische Schiedsrichterinstanz Renato Dani (Florenz) nicht mehr auf der Bank. Lautstark diskutierte er mit dem jungen Schiedsrichter Massimiliano Caputi - und erhielt die Rote Karte. Doch sein Einsatz blieb nicht ohne Wirkung, von nun an waren die Strafzeiten ausgeglichener. Steinmetz brachte Posillipo erstmals beim 5:4 in Führung, doch es dauerte nicht lange, da hatten Gorchkov und Binchi für Florenz die Führung zurückerobert. Kásás, der Spieler des Abends, glich kurz vor Ende des 3.Viertels wieder aus. Das Schwimmpensum dieses Spielers war enorm. Er war erfolgreicher Anschwimmer und holte siebenmal (!) an diesem Abend den Ball. Wie wichtig der Ballbesitz sein kann, zeigte sich in der dritten Verlängerung vor dem Golden Goal, in der Florenz nur verteidigen mußte, ohne an den Ball heranzukommen. Zuvor jedoch sorgte Kásás auch im 4.Viertel dafür, daß Florenz nicht mit dem 7:6-Vorsprung, wieder durch Calcaterra erzielt, über die Zeit kam. In der letzten Spielminute wurde ein kraftvolles Centertor von Bencivenga zum 8:7 nicht gegeben. Die Aktion sah in der Tat nach Stürmerfoul aus. Doch die mehrfach wiederholte Zeitlupe bewies, daß hier der Schiedsrichter unglücklich entschieden hatte. Verlängerung. Torwart Attolico glänzt zweimal kurz nacheinander mit unglaublichen Reaktionen, erst gegen Gorchkov, dann gegen Calcaterra. Kapitän Vannini setzt sich gegen Bencivenga durch, doch sein Schuß kracht an die Latte. Bestürzung bei Posillipo, als Bencivenga blutend wieder auftaucht. Eine Rißwunde unter dem Auge zwingt ihn zum Ausscheiden. Es bleibt 0:0. Nach dem Seitenwechsel schießt Lisi zum umjubelten 8:7. Bencivenga will den Sieg im Wasser miterleben und kommt nach kurzer ärztlicher Versorgung zurück ins Spiel. Doch er erlebt den Ausgleich, den Gorchkov  2 Sekunden vor Ende der zweiten Verlängerung erzielt. 3.Verlängerung, die Entscheidung: Kásás gewinnt wie immer das Anschwimmen. Florenz wird belagert, wehrt sich aber sehr geschickt. Da wird Vannini hinausgestellt und gleich darauf auch noch Sottani. Gegen nur fünf Gegner hat Posillipo leichtes Spiel, Kásás fackelt nicht lange und trifft ins Netz. 9:8 der Endstand, nach viel Dramatik, Kampf und großem Einsatz. De Crescenzo: "Eine Werbung für unseren Wasserballsport". Dem Florentiner Trainer Tempestini dagegen fehlen die Worte. Bis zum Montag, dem zweiten Akt in Florenz, kehren sie wieder.   P.S.: RaiSport Sat brachte wie gewöhnlich die Direktübertragung und wiederholte die Ausstrahlung am Sonnabend mittag noch einmal in voller Länge!

(copyright by Dr. Günter Schwill, 28.April 2001 )

 


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