Schwimmen/
Ratlosigkeit im Lager der
hannoverschen Vereine "Vielleicht habe ich ja damit
ein Zeichen gesetzt"
VON NORBERT
FETTBACK UND GERD KUJATH
Der Rücktritt von Kurt-Heinrich Maier als
Präsident des Schwimmverndes Niedersachsen (SVN) ist im
Lager der hannoverschen Wasserballer mit Bedauern und
Enttäuschung registriert worden.
Jürgen Bruckert, der als Leiter des
Olympiastützpunkt Hannover eine besondere Verbindung zur
ältesten olympischen Mannschaftssportart hat, fürchtet
Langzeitfolgen. ,,Maier hat Attribute wie kompetent,
engagiert, kreativ und einflussreich verkörpert. Ihn zu
ersetzen, wird kaum möglich sein", sagt Bruckert.
,,Ich befürchte, dass der Landes-Schwimmverband jetzt
einen bloßen Verwalter bekommt, und den brauchen wir am
allerwenigsten." Auch Lars Tomanek von Waspo
Hannover, der nach dem mißlungenen Versuch der deutschen
Wasserball-Nationalmannschaft sich für die Olympischen
Spiele zu qualifizieren, seine internationale Karriere
beendet hat, macht sich große Sorgen: ,,Jetzt kann sich
Rüdiger Tretow als Präsident des Deutschen Schwimm
Verbandes ja voll und ganz den Schwimmern widmen. Ohne
Maier, der sich um die Belange der Wasserballer verdient
gemacht hat, gibt es jetzt kein Gegengewicht mehr."
Bernd Eckert, Manager des Bundesligisten Waspo, meint: ,,Maier
hat enorm viel für unseren Sport geleistet."
Der 63-Jährige hatte seinen Rücktritt
nach neun Jahren Präsidentschaft (wie berichtet) mit
gesundheitlichen Problemen begründet. Er will sich in
der kommenden Woche in einer hannoverschen Klinik wegen
anhaltender Herzbeschwerden einer gründlichen
Untersuchung unterziehen. Zugleich räumt er ein, diesen
Schritt auch aus Enttäuschung über interne Querelen im
SVN im Zusammenhang mit dem Olympia-Qualifikationsturnier
und über das Scheitern der Deutschen vollzogen zu haben.
,,Das alles sitzt tief", sagt Maier, ,,ich fühle
mich am Boden zerstört." Seine SVN-Präsidiumskollegen
hätten, je näher der Zeitpunkt des Turniers rückte,
Angst bekommen und nicht mehr zur Sache gestanden.
Ihre Befürchtungen, auf den SVN könnten hohe
finanzielle Belastungen zukommen, hält Maier entgegen:
,,Mein Etatansatz geht auf. Das werden wir Ende Mai sehen,
wenn alles abgerechnet ist." Reinhard Schnur (Bennigsen),
Schatzmeister des SVN, hatte schon vor Maier seinen Rücktritt
erklärt; auch er nannte gesundheitliche Gründe.
Inzwischen hat Ewald Voigt-Rademacher,
Wasserballwart des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), in
einem Fax an Maier seine Betroffenheit über dessen Rücktritt
geäußert und ihn ermuntert, die Entscheidung zu überdenken.
Für Maier gibt es aber kein Zurück. ,,Jetzt wäre der
Zeitpunkt, die gesamte Wasserballspitze im DSV
auszuwechseln, um einen Neuanfang zu machen", sagt
er mit Blick auf die Europameisterschaft Mitte 2001 in
Budapest. ,,Vielleicht habe ich ja damit ein Zeichen
gesetzt."
(Hannover Allgemeine Zeitung 20.05.2000)
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