Europacup der Pokalsieger, Halbfinal-Rückspiele

Nur noch 28 Spielminuten bis zum Finale - oder mehr?
Florenz und Dinamo Moskau favorisiert

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Florenz und Dinamo Moskau stehen vor dem Einzug in das Finale des Europacups der Pokalsieger. In den Rückspielen des Halbfinales empfängt Florentia Firenze den ungarischen Pokalsieger Honvéd und hat nach dem 4:4-Unentschieden in Budapest die grosse Chance, mit Hilfe des Heimvorteils die Schlussrunde zu erreichen. Im zweiten Spiel des Tages zwischen Partizan Belgrad und Dinamo Moskau scheint die Entscheidung nach Moskaus 8:3-Hinspielsieg schon gefallen zu sein.
Italiens Spitzenteam aus der Toskana, Florentia Firenze, behauptete sich mit dem 4:4 vor 1000 Zuschauern in des Gegners Halle in Budapest. Damit bekräftigte Florenz seine ganz grosse Anwartschaft auf den Titel, denn selbst ein 4:2-Vorsprung der Ungarn im letzten Viertel wurde noch durch Tore von Brazzatti und Dusan Popovic egalisiert. Eine optimale Ausgangsposition für das Rückspiel am 11.März!
Die Erfolgsspur kommt nicht von ungefähr. 10 Siege in Folge und das bemerkenswerte 9:9-Unentschieden bei Posillipo in der italienischen Meisterschaft stehen zu Buche. Durch die Enge des Spielplans (im April beginnen in Italien die Play-offs) musste Florenz am Mittwoch sein Meisterschaftsspiel gegen Altmeister Recco vorziehen. Trainer Riccardo Tempestini hatte die Devise vom Primat des Europacups ausgegeben. Ohne grosse Gegenwehr ging das Treffen deutlich 11:6 verloren. Das ganze Augenmerk jedoch war bereits auf den Europacup gerichtet. Es winkt der grösste Erfolg in der Vereinsgeschichte von RN Florenz, dessen beste Zeit in den 30er Jahren lag sowie in der Ära der Brüder De Magistris mit der Meisterschaft im Jahre 1980.
Die Zusammensetzung der Florentiner Mannschaft liest sich wie eine Europa-Auswahl:
Stefano Tempesti (Jahrgang 1979, Junioren-Weltmeister) im Tor, Kapitän Riccardo Vannini, der Ungar Rajmund Fodor von Ferencvaros, Leonardo Binchi, der Russe Dimitri Gorchkov, der naturalisierte Jugoslawe Dusan Popovic, der pfeilschnelle Linkshänder Leonardo Sottani, Roberto Calcaterra von Pescara u.a.
Dagegen kommt Honvéd mit einer braven Mannschaft. Der ungarische Pokalerfolg gegen Ferencvaros war die grosse Sensation in Europas Wasserball-Hauptstadt Budapest im letzten Jahr. Eine Wiederholung war den Männern um Trainer István Kovács in diesem Jahr nicht möglich. Schon im Viertelfinale schied Honvéd aus, gegen Ferencvaros, den Finalgegner des Vorjahres (6:6 und 7:8). Auch in der Meisterschaft wird bisher nur ein 4. Rang hinter Vasutas, FTC und Vasas eingenommen.
Alles spricht für Italiens Cupvertreter: In 28 Minuten könnte die Entscheidung in Florenz gefallen sein, Verlängerung wohl kaum nötig.

Die zweite Halbfinalbegegnung zwischen Partizan Belgrad und Dinamo Moskau verspricht wenig Spannung. Einzig der grosse Name "Partizan" lässt die Fachleute wehmütig an die berühmte Belgrader Wasserballschule der 60er und 70er Jahre denken. Ein Trainer wie Bartha Orlic ist nicht in Sicht, mit einem jungen Team wird systematisch Aufbau-Arbeit geleistet. Die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen sind dem Vorhaben nicht sehr förderlich. Etablierte Klassespieler wie z.B. Vlad Vujasinovic oder Dejan Savic verdienen ihr Geld im Ausland, bei Ina Assitalia Roma oder CN Barcelona.
Das Rückspiel gegen Dinamo Moskau dürfte zwar knapp ausfallen, Dinamo hat aber einen komfortablen 5-Tore-Vorsprung. Die mit Nationalspielern gespickte Moskauer Mannschaft dürfte diesen Vorsprung nicht wieder hergeben.

Realistische Prognosen sehen Florenz und Dinamo Moskau in den diesjährigen beiden Pokalendspielen, alles andere wäre eine erdrutschartige Verwerfung.

Die Halbfinals:
Florentia Firenze - Honvéd Budapest (Hinspiel 4:4)
Partizan Belgrad - Dinamo Moskau (Hinspiel 3:8)

(10.03.2000)


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