Auslosung für Champions League verschoben


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Um 24 Stunden auf den 19. Dezember verschoben und von Rom nach Zagreb verlegt wurde die Auslosung für die diesjährige Wasserball Champions League. Damit reagierte die LEN auf das überraschende Ausscheiden des italienischen Meisters "Ina Assitalia Rom" im Vorrunden-Turnier in Berlin Ende November bei WF Spandau 04.

Kroatien, mit Titelverteidiger Splitska Banka und Meister Mladost Zagreb gleich mit zwei Mannschaften unter Europas besten acht Teams vertreten, wird jetzt am kommenden Sonntag die Auslosung in die beiden Vierergruppen der Champions League erleben. WF Spandau 04, nach zweijähriger Abwesenheit wieder in der "Königsklasse" dabei, hofft auf eine glückliche Auslosung.

Die Mannschaft des Altinternationalen Peter Röhle hatte bisher einen guten Sasonstart. Nach dem Gewinn des Humboldt-Cups auf Teneriffa (u.a. gegen Kubas Nationalmannschaft) folgte in Istanbul ein ungefährdeter Turniersieg in der Qualifikationsrunde der europäischen Landesmeister. Vier Siege gegen Lodz (Polen), Porto (Portugal), Helsingfors (Finnland) und Galatasaray (Türkei) verbesserten die Europacup-Bilanz bei den Landesmeistern auf 109 Siege.
Im 5. Alfred-Balen-Gedächtnisturnier gegen schwerste europäische Konkurrenz gab es Mitte November in Berlin einen zweiten Platz hinter Becej (Jugoslawien), vor Vouliagmeni (Griechenland) und Crisul Oradea (Rumänien).
Eine Woche später wurden im 10. DSV-Supercup Titel und Trophäe wieder von Hannover nach Berlin geholt. Für Peter Röhle war es der zweite Cup-Gewinn als Trainer, nachdem er als Spieler siebenmal erfolgreich gewesen war.
In diesen guten Lauf passte dann in der Europacup-Vorrunde Ende November in Berlin der Einzug in die Champions League, der nach Schwerstarbeit über den Topfavoriten Ina Assitalia Rom errungen wurde.
Dass nebenher in der Bundesliga (DWL 1) bereits sechs Spiele absolviert wurden und sechs Siege zu Buche stehen bei 74:22 Toren, rundet den guten Gesamteindruck ab. Am letzten Wochenende war Spandau bei Würzburg 05 zu Gast. Mit 15:2 endete die Partie für Spandau gegen eine in den 70er und 80er Jahren zur europäischen Spitzenklasse zählende Würzburger Mannschaft. Sic transit gloria mundi!

Was macht die europäische Konkurrenz ?

Aus 3 weiteren Vorrunden-Gruppen wird Spandau am Sonntag je ein Gegner zugelost. Ungarns Meister Vasutas (BVSC) erlaubte sich am Dienstag abend (14.12.) im Spitzenspiel der ungarischen Meisterschaft gegen Ferencvaros einen Ausreisser. Mit 4:5 (0:0,2:0,1:3,1:2) wurden die Schützlinge von Trainer György Gerendás (Jahrgang 1954) , dem Olympiasieger von 1976 in Montreal, in eigener Halle vor mehr als 600 Zuschauern ausgeknockt. Bis auf Torwart Szecsi zeichnete sich niemand im Team von BVSC aus, das sechsfache Überzahlspiel brachte nur zwei Zähler. In jenem Olympiajahr 1976 standen sich Peter Röhle und György Gerendás in der Endrunde der Olympischen Spiele in Montreal gegenüber. Nur knapp 5:3 verlor Deutschland gegen den späteren Olympiasieger Ungarn. Der damals erst 19jährige Röhle wurde von Nicolae Firoiu eingewechselt. Röhle war kaum nass, da pfiff der Schiedsrichter einen 4-m-Strafwurf für die Magyaren. "Mein erster Ballkontakt war die Strafwurf-Abwehr", freut sich Röhle heute noch. Ob er bald wieder gegen den Ungarn antreten muss? BVSC Budapest oder Mladost Zagreb - das entscheidet das Los. Die Hauptstadt-Kroaten haben die Meisterschaftsrunde in ihrem Land mit einem überragenden 23:1-Erfolg gegen Aurum Osiguranje begonnen und dadurch sofort die Tabellenspitze übernommen, während Splitska Banka bei Pro Cro Dubrovnik sich den 10:6-Sieg erarbeiten musste.

Aus einer weiteren Gruppe wird Spandau ein Team mit Offensivgeist zugelost: Olympiakos Piräus oder VK Naftagas Becej. Die Griechen liegen nach vier Spieltagen in ihrer Liga unangefochten an der Tabellenspitze. Nach dem Auftaktsieg gegen den grossen Rivalen Vouliagmeni fertigten die Männer um Trainer Nikola Stamenic am Wochenende die Nordgriechen von Aris Salonica mit 23:3 Toren ab.
In Jugoslawien ist Becej der "Platzhirsch". Seit Jahren im Lande unbesiegt, führt die Meistermannschaft auch in diesem Jahr die 10köpfige Liga ungeschlagen an. Das letzte Ergebnis vom Wochenende lautete 17:6 gegen Primorac Kotor.

Aus der letzten Gruppe kommen Olympic Nizza oder Spartakus Wolgograd als Gruppengegner Spandaus in Frage. Nizza erreichte am Wochenende im französischen Pokal die Runde der letzten Vier, in der allerdings erst im Juni 2000 im "Final Four" der französische Cupsieger ermittelt wird.
Am weitesten entfernt zu Berlin und nur ungern als Gruppengegner erwünscht ist Spartakus Wolgograd. Zum zweiten Mal nach 1997 eroberte sich die Mannschaft die russische Meisterschaft, vor Dinamo und ZSKA Moskau. Es ist der neue Trend im Sport: Nicht Polizei oder Militär sind die Heimstatt der Erfolge, sondern es puscht das Geld, wie es der Ölkonzern Lukoil in Wolgograd vormacht. Mit eigenem Flugzeug und etwa 100 Schlachtenbummlern waren die Russen vor zwei Jahren nach Zagreb zum Final Four gekommen. Von vielen schweren Gegnern könnten sie zu den schwersten zählen. Am Sonntag nach der Auslosung wissen wir mehr.

(15.12.1999)


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