Pokalsieger-Cup, Entscheidung

Italiens Hoffnungen ruhen auf RN Florenz

VON DR. GÜNTER SCHWILL


RN Florenz ist Italiens grosse Hoffnung in den diesjährigen Europacup-Wettbewerben. Nach dem frühen Ausscheiden des Landesmeisters Rom im Berliner Vorrunden-Turnier und dem "Ruhejahr" von Posillipo Neapel wünschen die Azzurri dem Dritten der Meisterschaft von 1999, dem RN Florenz, allen Erfolg. Der Cupgewinn im Pokalsieger-Wettbewerb wäre die Ehrenrettung der italienischen Wasserball-Nation.
Mit einer Hand hält Florenz diesen Cup bereits nach dem bemerkenswerten 5:3-Heimsieg gegen Dinamo Moskau fest. Doch das reicht noch nicht. Nun gilt es im Rückspiel am Sonnabend in der grossen Moskauer Olympiahalle taktisch diszipliniert dem gekonnten Umkehrspiel der Russen mit den pfeilschnellen Angreifern zu begegnen.
Die erfolgsverwöhnte italienische Wasserballseele bekam in den 90er Jahren fast alles an Siegen, Titeln und Meisterschaften ins Land geholt. Aber seit dem letzten Jahr muss sie erleben, dass Kroaten und Ungarn die Siege für sich buchen. Das galt besonders für die Nationalmannschaft. Aber auch die Vereine konnten trotz der zahlreichen osteuropäischen Verstärkungen - fast die halbe ungarische Europameister-Mannschaft spielt in Italien - nur wenige herausragende Ergebnisse erzielen.
Der Erfolgsgarant früherer Jahre, Pescara, erreichte zwar ebenfalls das Finale um die LEN-Trophy, doch die Aussichten zu gewinnen sind viel kleiner als die Gefahr, von der derzeitigen kroatischen Spitzenmannschaft Jug Dubrovnik vorgeführt zu werden. So ruhen alle Hoffnungen auf Florenz bei seiner italienischen Expedition nach Moskau.
Die kontinuierliche Arbeit in dieser Mannschaft unter Trainer Riccardo Tempestini zahlt sich aus. Jetzt gilt Florenz als Senkrechtstarter der Saison. Eindrucksvoll das Auftreten vor etwa 4 Wochen in Neapel, wo dem Altmeister Posillipo mit 9:9 mehr als ein Punkt abgetrotzt wurde. Dann kurz darauf das Spiel bei Meister Rom, der in eigener Halle beim 5:7 nicht über die Rolle des "Juniorpartners" hinauskam. Verdient ist deshalb der zweite Tabellenplatz in der am Mittwoch abgeschlossenen Hauptrunde mit dem Endstand Posillipo vor Florenz, Recco, Rom, Savona, Brescia, Pescara und Bologna. Dieser Ausgang deutet für die am 12.April beginnenden Play-offs, wenn nicht Ungewöhnliches passiert, auf ein Finale zwischen Posillipo und Florenz hin.
Noch nie hat bisher Florenz ein europäisches Finale erreicht. Die letzte Landesmeisterschaft liegt weit zurück. Bei einem der ersten Spandauer Auftritte im Meistercup 1980 trafen sich diese Mannschaften in der Vorrunde in Marseille. Florenz schied aus und die italienische "Lichtgestalt" Gianni de Magistris, von drei Olympischen Spielen einmal mit Silber und von der Weltmeisterschaft in Berlin mit Gold dekoriert, bekam einen "black out". Diesen Ausgang am Ende seiner Karriere konnte er einfach nicht fassen und warf kurzerhand den Kampfrichtertisch ins Wasser. Ante Lambasa, nicht nur Delegierter, sondern auch Europas Wasserballchef zu jener Zeit, musste alle Register ziehen, um den feurigen Florentiner zu beruhigen. Heute drückt De Magistris, inzwischen Präsident der LIN (Lega Italiana Nuoto), seiner Mannschaft die Daumen genauso wie ein weiterer bedeutender Florentiner, Gianni Lonzi, Wasserball-Chairman der FINA und TWPC-Mitglied der LEN.

(copyright by Dr. G. Schwill, 05.04.2000)


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