LEN-TROPHY, 8.Ausspielung

Jug Dubrovnik: Vor dem Pokaltriumph

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Am Sonnabend wird Dubrovnik, die Perle der Adria, Grund zu ausgelassener Freude haben. Eine Ewigkeit ist es her, genau 18 Jahre, seit ein europäischer Wasserballpokal wie damals der Landesmeistercup, wieder in Dubrovnik verbleibt. Diesmal ist es die LEN-Trophy. Das wenigstens ist die Meinung der Fachwelt vor dem Rückspiel, dem "grossen Finale", zwischen Jug Dubrovnik und Conad Pescara.

Das Hinspiel vor zwei Wochen konnte Jug in der früher so gefürchteten Naiadi-Halle zu Pescara bereits mit 8:7 für sich entscheiden. Niemand bezweifelt, dass unter der ausgelassenen Begeisterung der eigenen Anhängerschaft dieser Vorsprung noch in Gefahr gerät. Im Gegenteil, ein Schützenfest wird erwartet, wie immer in Dubrovnik.
Diese Erwartung kommt nicht von ungefähr. Jug hat in dieser Saison ein Team zusammengestellt, das sich zu Hause noch keinem Gegner beugen musste. Ob Canottieri Napoli, Primorac Kotor oder Atletic Barceloneta im Europacup oder der Europa-Champion Splitska Banka in der kroatischen Meisterschaft, drei und mehr Tore Differenz wurden immer herausgeschossen.

Auf dem Weg ins Finale gab es für Jug mühelose Erfolge: 60 Tore fielen in der Vorrunde gegen Patras, Neptune Tourcoing, Roter Stern Belgrad und Canottieri Napoli bei nur 21 Gegentreffern. Im Viertelfinale traf Jug auf den nur wenige Kilometer entfernt beheimateten montenegrinischen Nachbarn Primorac Kotor. Nach dem deutlichen 11:6-Heimsieg störte die 6:7-Rückspielniederlage nicht mehr: 17:13 lautete das Gesamtresultat. So war es auch im Halbfinale gegen Spaniens Vertreter Atletic Barceloneta. Trotz der Regiekünste eines Manuel Estiarte vermochten die Spanier ihren 10:9-Vorsprung aus dem Hinspiel nicht zu halten und wurden in Dubrovnik 12:9 bezwungen.

Der Gegner Pescara steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dürfte diese Mannschaft vorläufig Abschied nehmen von der internationalen Bühne. Nur der Pokalsieg sichert für das kommende Jahr als "wildcard" den Zugang zu den Europacup-Wettbewerben.
In der nationalen Meisterschaft reichte es nach dem gestrigen Abschluss der doppelt gespielten Hauptrunde beim 7:7 gegen Bologna gerade für Platz 7 und die Teilnahme am Play-off. Der Gegner RN Florentia (Tabellenzweiter hinter Posillipo) dürfte vielleicht schon nach nur zwei Spielen der Serie "best of three" die Saison für Pescara beenden. Dann fällt der Club in ein "Nichts".
Das ist umso bemerkenswerter, als Pescara seit 1985 eine feste Grösse im internationalen Wasserball darstellt. 7 grosse Europa-Titel wurden seither erobert. Die Serie begann 1987 mit dem ersten Landesmeister-Triumph gegen den Favoriten und Titelverteidiger Wasserfreunde Spandau 04 (12:10 und 9:9). Auch der Supercup wurde im gleichen Jahr (gegen Posillipo) gewonnen. Wie in vielen Vereinen musste im Folgejahr dieser Höhenflug erst einmal verdaut werden.
1989 war Pescara wieder da und gewann den Pokalsieger-Cup. Erneut der Absturz im Folgejahr, auch 1991 gab es keinen bemerkenswerten Erfolg. Der setzte erst wieder 1992/93 mit einem Doppelschlag ein. Cupgewinn gegen Hohenlimburg (14:11 und 12:9) und Supercup-Gewinn gegen Jadran Split. !993/94 wurde der Cup verteidigt, dagegen der Supercup verloren.
Im Folgejahr stand Pescara wieder im Finale und verlor gegen Vasas Budapest.
1995/96 holte sich Pescara die LEN-Trophy bei deren 4.Ausspielung gegen die Ungarn aus Szeged.
Als Italienischer Meister stand Pescara 1997/98 im Endspiel des "Final Four" in Zagreb und schrieb Wasserballgeschichte. Die Heimmannschaft Mladost wurde im Halbfinale 4:2 bezwungen, es war ein Sieg der Taktik. Die Krönung für Italiens Wasserballsport war Posillipo Neapel als Endspielgegner.Wenn auch der Finalsieg an die Neapolitaner fiel, Pescara hatte zuvor den kroatischen Rivalen ausgeschaltet.
Davon träumt Pescara bei seiner diesjährigen Finalteilnahme, doch die Chancen sind gering. Der hohe Favorit heisst Jug Dubrovnik.

(copyright by Dr. G. Schwill, 05.04.2000)


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