Champions League - Final Four in Becej

Das Wasserball-Epizentrum liegt im Südosten Europas


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Wehmütig werden Spandaus Wasserballspieler an diesem Wochenende ein Ereignis aus der Ferne verfolgen: Die Endrunde im Europapokal der Landesmeister, das Final Four der Champions League.

Vier Mannschaften kämpfen im jugoslawischen Becej, im Norden Serbiens in der Vojvodina, um die europäische Krone im Wasserball. Gastgeber VK Becej empfängt den noch amtierenden Champion Splitska Banka, Mladost Zagreb trifft auf Ungarns Meister Vasutas Budapest (BVSC). Es sind die Besten der Saison 99/00, die sich in den seit Oktober 1999 laufenden Kämpfen durchsetzen konnten. Bis ins Viertelfinale, also in den Kreis der besten Acht, hatte sich auch Deutschlands Meister WF Spandau 04 vorkämpfen können, doch die Gegner Becej und Mladost Zagreb erwiesen sich in den Rundenspielen der Champions League als zu stark.

Wehmütig wird der Blick besonders deshalb, weil das Management und der Cheftrainer bei Spandau bessere Zeiten erlebt haben. Hagen Stamm als Präsident, Carsten Kusch als Vizepräsident, Dr. Roland Freund als Mannschaftsarzt und Peter Röhle als Bundesligacoach gehörten zu der erfolgreichsten Spandauer Mannschaft aller Zeiten. Vier Europacup-Gewinne wurden verbucht, ausserdem wurde viermal die Vizemeisterschaft errungen. Es waren die "Goldenen 80er Jahre" für Spandau. Derzeit heisst es, Geduld zu üben. Immerhin weist der Trend nach einigen schwächeren Jahren wieder nach oben. Die vergangene Saison hat so manchen sportlichen Höhepunkt gebracht. Erinnert sei nur an die Siege gegen Italiens Meister Rom und gegen Wolgograd sowie das 7:7-Unentschieden gegen Becej, immer in der ausverkauften Schöneberger Schwimmhalle.

Traditionelle Wasserballnationen wie Italien und Spanien sind in diesem Jahr genauso wenig am Endturnier vertreten wie Deutschland. Das Leistungszentrum hat sich in den Südosten Europas verlagert. Seit Einführung des Europacups dominierten zwar jugoslawische Mannschaften diesen Wettbewerb, doch Serben und Kroaten hielten sich gegenseitig in Schach, solange sie in einem Staatenverbund lebten. Nach der Neuordnung auf dem Balkan ist die wahre Übermacht dieser Länder nun ganz deutlich geworden.
Bei der 1. Ausspielung 1963/64 gewann Partizan Belgrad den Titel vor Dinamo Moskau und Dynamo Magdeburg. Amateur SC Duisburg wurde im Finalturnier unter sechs Mannschaften Vierter vor Canottieri Neapel und Legia Warschau. Inzwischen heisst Europas Rekordmeister Mladost Zagreb mit 7 Titeln bei den Landesmeistern vor Partizan Belgrad (6) und Wasserfreunde Spandau 04 (4).
Splitska Banka, bekannt in der Wasserballwelt als Posk Split, ist Titelverteidiger. In den 70er Jahren gewann dieser Verein zweimal den Cupsieger-Cup. Vasutas Budapest ist bisher genauso ohne jeden internationalen Titel wie VK Becej. Die Ungarn, viermal in Folge Landesmeister unter der Führung des früheren Nationalspielers Gerendás György, erreichten in diesem Jahr erstmals die Endrunde. Dagegen ist Becej schon zum dritten Mal im Kampf um höchste Ehren und harte Prämien, die es seit der Einführung der Champions League vor vier Jahren gibt, dabei. Die LEN hat zusammen mit dem Grosssponsor Arena 55.000 Schweizer Franken in Aussicht gestellt. 25.000 für den Sieger, 15.000, 10.000 und 5.000 für die Platzierten. Trotz des Heimvorteils von Becej wird Vasutas Budapest als heimlicher Favorit gesehen. Aber alle vier Mannschaften verfügen ber so erstklassige Spieler, dass jeder jeden bezwingen kann

(copyright by Dr. G. Schwill, 26.05.2000)


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