Champions League 2000/2001

Spannung vor der Auslosung zur Champions League
Spandau beobachtet die europäische Konkurrenz

VON DR. GÜNTER SCHWILL

Olympiakos Piräus - Jug Dubrovnik - Posillipo Neapel. Mit diesen europäischen Topadressen müssen sich die Wasserfreunde Spandau 04 langsam vertraut machen. Zwei dieser drei Landesmeister zählen sicher zu den Gruppengegnern Spandaus in der 5.Champions League, die von Ende Januar bis April nächsten Jahres läuft und den Berlinern sechs weitere Europacup-Spitzenspiele beschert, drei davon zu Hause.

Alle drei südeuropäischen Mannschaften wurden Gruppensieger ihrer Vorrunden. Spandau als Gruppenzweiter der vierten Vorrunde in Madrid wird gemäß Reglement zwei Siegern zugelost. Der härteste Brocken derzeit in Europa, das jugoslawische Team aus Becej, war Spandaus Gruppengegner in der Vorrunde und kommt deshalb automatisch in die Parallelgruppe. Trainer Peter Röhle in Euphorie:" Mit Becej gibt es frühestens im Finale ein Wiedersehen!"

Doch auch die genannten Teams sind bärenstark und stellen hohe Hürden für Spandau dar.


Olympiakos Piräus hatte seine Vorrunde in Netanya in Israel zu spielen. Mit drei Siegen gegen Hapoel Qiryat Tivon (14:3), Dinamo Moskau (9:7) und Galatasaray Istanbul (10:7) wurde diese erste Hürde genommen. Dinamo Moskau qualifizierte sich als Gruppenzweiter.
Kaum zurück aus Israel, eröffnete Olympiakos am Mittwoch abend die neue griechische Saison und landete sogleich einen klaren 13:7 (5:2,1:1,5:1,2:3)-Erfolg gegen den Athener Lokalrivalen Glyfada. Als neuer Sturmtank wurde der Kroate Teo Djogas gefeiert, der sich mit 4 Toren bei seinem Debut in Griechenland von seiner besten Seite zeigte. Er wurde zusammen mit seinem Trainer Dragan Matutinovic von Splitska Banka, dem Champions League-Gewinner von 1999, engagiert. Mit dem Sturmtank Georgios Vloudakis, dessen Wechsel zu Recco Genua in letzter Minute geplatzt war, steht ein weiterer Torjäger in den Reihen von Olympiakos. Auch er führte sich mit 4 Toren in die neue Saison ein.


Jug Dubrovnik, der Adriaverein mit einer langen Wasserballgeschichte (1980 ganz knapp Europacupsieger vor Spandau 04), war im letzten Jahr die Nummer Eins in Kroatien und gleichzeitig Gewinner der LEN-Trophy. In diesem Jahr läuft der Betrieb noch nicht so glatt. Zwar wurde am letzten Wochenende mühelos die Europacup-Vorrunde in heimischem Bad mit Siegen über die Slowenen von Triglav Kranj (6:2), über Olympic Nizza (12:8) und Polonia Lodz (12:1) gewonnen, doch in Meisterschaft und Pokal läuft es noch nicht rund. Der Weggang des ungarischen Olympiasiegers Dr. Tamas Molnar (nach Becej) hat die Angriffsstärke sicherlich beeinflußt.
Im kroatischen Pokal gab es im Halbfinal-Hinspiel bei Posk Split eine 11:12-Niederlage. Auch den ersten Spieltag der Meisterschaft am 11.November (9:10-Niederlage bei Mornar Split) hatten sich die Südkroaten anders vorgestellt. Doch jetzt läuft der Angriffsmotor unter Trainer Veselin Djuho wieder. Lokalrivale Dubrovnik erfuhr das mit 17:8 und am Mittwoch abend brachte Jug beide Punkte gegen Kvarner (16:10) nach Hause. Mit Torwart Volarevic, Stürmer Smodlaka, Ivanis, Boskovic, Balic, Fatovic und Karac gehört die halbe Mannschaft zur Nationalauswahl, die am 17. und 20. Dezember in Berlin zwei Länderspiele gegen Deutschland bestreitet. In diesen Spielen gibt Hagen Stamm, der neue deutsche Nationalcoach, sein Debut am Beckenrand.

Posillipo Neapel unter dem langjährigen Trainer Paolo De Crescenzo spielt den elegantesten Wasserball in Europa. Unvergessen sind die fünf "Schlachten" der Playoffs vom Sommer dieses Jahres gegen Florenz. Als am Ende "lo scudetto", der Titel, an die Neapolitaner ging, fand der Jubel keine Grenzen. Ganz Neapel feierte die Nacht durch. Mit der Firma "Telemarket" wurde auch wieder ein finanzkräftiger Sponsor gefunden (die Firma des Fußballpräsidenten von Neapel). Zwei ungarische Olympiasieger sind die Stars der Mannschaft, Tamas Kasas (dessen Vater Zoltan Trainer bei Becej ist) und Barni Steinmetz. Verstärkt hat sich Posillipo durch die italienische Torwart-Legende Francesco Attolico, der in Sydney seine letzten Spiele für den "Settebello", die Nationalmannschaft, absolvierte. Den unrühmlichen Abgang durch die FINA-Sperre nach dem Ungarn-Spiel möchte er mit einem Erfolg mit Posillipo in der Champions League wieder wettmachen. Vier italienische Nationalspieler stehen in den Reihen der "Rotgrünen": Bencivenga, der neue Kapitän Silipo, Dr. Postiglione und Daniele Lisi, Juniorenweltmeister, der vom neuen Nationalcoach Sandro Campagna (Jahrgang 1963), dem Nachfolger von Ratko Rudic (ein Jahr FINA-Sperre in Sydney) für die Finalspiele der Euroliga am 2./3.Dezember in Zagreb nachnominiert wurde.

Auch Posillipo hatte sich wie Jug Dubrovnik um die Ausrichtung der Vorrunde beworben, um mit dem Heimvorteil auf "Nummer Sicher" zu gehen. Der slowakische Meister CHZ Novaky wurde 13:3 bezwungen, mehr Mühe machte Ferencvaros Budapest, die Ende des dritten Viertels 6:5 führten, sich dem Schlußspurt der Neapolitaner aber noch 6:9 beugen mußten. Der holländische Meister AZC Alphen war am Sonntag beim 3:15 nur noch ein Schatten früherer Europapokalkämpfe.
In der Meisterschaft, die am Mittwoch abend ihren siebten Spieltag absolvierte, gibt es eine Handvoll ernster Bewerber um den Titel. Stark sind Rom und Florenz, die sich in Rom 10:10 trennten. Florenz seinerseits hatte Posillipo 8:7 bezwungen und auch Savona holte beim 6:6 gegen den Meister einen wichtigen Punkt. Am Abend jetzt gelang Posillipo ein mageres 9:8 bei Ortigia auf Sizilien, was aber immerhin drei Punkte und damit den dritten Tabellenplatz brachte.
Noch ist die Lostrommel nicht gerührt, das geschieht erst am 9.Dezember in Dubrovnik, aber an zwei dieser drei Spitzenmannschaften kommt Spandau nicht vorbei. Die deutschen Wasserballfreunde werden dabei sicherlich auf ihre Kosten kommen. Es ist das Beste, was Europa in dieser Sportart bietet.

(copyright by Dr. G. Schwill, 30. November 2000)


Startseite News