LEN-Trophy, Viertelfinale

Ein Wiedersehen alter Meister

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Mladost Zagreb marschiert souverän ins Halbfinale

Das Viertelfinale der LEN-Trophy ist gespickt mit klangvollen Namen, die in ihrer Geschichte zusammen etwa 100 Landesmeisterschaften und zahlreiche internationale Titel errungen haben. Die LEN-Trophy aber hat von ihnen noch niemend gewonnen, bis auf CN Barcelona, und gerade dessen Chancen stehen nach dem mageren 7:7 gegen Vasas Budapest nicht sehr gut. Das gnadenlose K.o.-System macht nicht Halt vor alten Verdiensten.

Mladost Zagreb, derzeitiger Tabellenführer in Kroatien, mit 13 Landesmeisterschaften seit 1962 und 12 großen internationalen Europatiteln (7x Meistercup, 2x Pokalsiegercup, 3x Supercup) eine Topadresse, ist der einzige Club, dessen Einzug ins Halbfinale nur noch reine Formsache ist. Mit einem deutlichen 3-Tore-Vorsprung beim 7:4-Auswärtssieg gegen Mediterrani Barcelona sicherte sich das von Bruno Silic betreute Team einen kaum mehr zu gefährdenden Vorsprung.
Ein "schwarzes Jahr" liegt hinter Mladost Zagreb, in dem Meisterschaft und Pokal so verloren gingen wie noch nie zuvor in seiner Geschichte. Geldnot und personelle Querelen, wie im richtigen Leben, waren die Ursachen. Ein Trostpflaster des Jahres 2000 war einzig das Erreichen des Finales der Champions League.
Die LEN-Trophy kam für Mladost, das mit leeren Händen dastand, gerade recht. Bei der Einführung dieses dritten europäischen Wettbewerbs vor 9 Jahren hatte die LEN an Spitzenmannschaften wie diese aus Zagreb gedacht. Der neue Wettbewerb bot internationale Spielpraxis, Topteams waren nicht für ein ganzes Jahr zum Zuschauen verurteilt, wenn zu Hause Meisterschaft und Pokal verpaßt wurden.
In diesem Jahr ist Mladost wieder da, gilt sogar als Favorit für die LEN-Trophy. Immer noch wird die Mannschaft von der großen Wasserball-Autorität Perica Bukic (Jahrgang 1966) als Spielführer getragen. Auch gegen Mediterrani war er mit zwei Treffern wieder an entscheidenden Toren beteiligt. Er bringt die Erfahrungen einer zwanzigjährigen Karriere ein, aus der ein Olympiasieg (1988 in Seoul) und eine olympische Silbermedaille (1996 in Atlanta) herausragen. Sein Schlüsselerlebnis allerdings war der Weltmeistertriumph 1986 in Madrid. Mit gerade 20 Jahren gehörte er zu dem berühmten jugoslawischen Team, das in dem heute historischen Finale gegen Italien 12:11 nach vier Verlängerungen gewann. Beobachter glaubten damals in dem "endlosen" Spiel (4x7 Minuten Spielzeit plus 4x6 Minuten Verlängerung ), daß bei einer weiteren Verlängerung die ersten Spieler ertrunken wären.
Das alles ist jetzt 15 Jahre her, in denen Perica Bukic Wasserballgeschichte geschrieben hat. An Titeln kann er es mit dem spanischen Mythos Manuel Estiarte aufnehmen. Interessant, daß beide Wasserballer für die Athletenkommission des IOC nominiert waren, doch nur Estiarte bestand den Wahlgang.

Rekordmeister CN Barcelona

CN Barcelona, mit 50 Landesmeisterschaften ("Europarekord") und 3 Europatiteln (Landesmeister, Supercup und LEN-Trophy) eine weitere Wasserball-Großmacht, hatte viel Mühe, zu Hause gegen Vasas Budapest zu bestehen. 7:7 endete das Hinspiel. Bei Vasas, unter dem neuen Trainer Josef Somossi, der dem zur ungarischen Frauen-Nationalmannschaft gewechselten Tamas Farago nachfolgte, fiel der junge Adam Steinmetz mit zwei Centertoren auf. Der Heimvorteil im Rückspiel spricht für die Ungarn, es sei denn, Trainerfuchs Toni Esteller ändert die Spielweise und läßt seinen Center Ivan Perez (1 Tor) nicht nur von der 2-Meter-Linie agieren. Zum Alltagsgeschäft von Barcelona gehört aber zuvor noch die Dienstreise über 2500 km am Mittwoch zum Punktspiel auf Teneriffa gegen Martiánez.

Eine glänzende Ausgangsposition erarbeitete sich Vouliagmeni bei der äußerst knappen 10:11-Niederlage in Rijeka gegen Primorje. Dieses Ergebnis kann in Athen im Rückspiel gedreht werden, zumal die Kroaten immer noch ihrem Center Igor Hinic nachtrauern, der zu A.S. Rom gewechselt ist. Bei Vouliagmeni wurde der Superstar Georgios Afroudakis seinem Anspruch mit 4 Toren gerecht. Mathis und der Ex-Rumäne Sanda (je 3) sind weitere griechische Hoffnungsträger.

Unglücklich die Auslosung für die beiden italienischen Clubs Brescia und Recco, die bereits im Viertelfinale ein rein italienisches Duell austragen mußten. Recco gewann in der Lombardei 7:6 und gilt mit Heimrecht im Rückspiel als Favorit. Zwei hochkarätige Center wie der Russe Revaz Tchomakhidze (2 Tore) und Massimiliano Ferretti (1) zählen zu Reccos "genialen" Spielern. Mit Torwart Francesco Ferrari gehört seit Ende letzten Jahres ein neuer Mann zum Nationalspielerkader.

Im Halbfinale erwartet werden Mladost Zagreb, Vouliagmeni, Recco und der Sieger aus Vasas/CN Barcelona, ein Wiedersehen alter Meister.

Die Ergebnisse:
Viertelfinale, Hinspiele:
CN Barcelona - Vasas Budapest 7:7 (1:1,1:3,3:2,2:1)
CE Mediterrani - Mladost Zagreb 4:7 (2:3,2:3,0:1,0:0)
Primorje Rijeka - Vouliagmeni Athen 11:10 (3:4,2:2,2:1,4:3)
Leonessa Brescia - Pro Recco Genua 6:7 (1:1,2:3,1:2,2:1)

(copyright by Dr. G. Schwill, 30. Januar 2001)


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