Europacup-Vorschau Die
Hauptrunde im Europacup beginnt
Wf
Spandau 04 und Waspo Hannover vertreten die deutschen
Farben
VON DR. GÜNTER SCHWILL
Seit 1963 wird alljährlich im Herbst der Europacup, die internationale Vereinsmeisterschaft, gestartet. Nach abgeschlossenen Qualifikationskämpfen im Oktober beginnt zum Wochenende die Hauptrunde. Mit Wasserfreunde Spandau 04 und Waspo Hannover sind noch zwei deutsche Mannschaften im Rennen, die sich Hoffnungen auf ein Weiterkommen machen.
48 Mannschaften aus 16 Ländern stehen noch im Wettbewerb. Um drei Pokale wird gestritten:
1. Der Landesmeister-Cup, die Champions League (37. Ausspielung seit 1963).
2. Der Pokalsieger-Cup (26. Ausspielung seit 1974).
3. Die LEN-Trophy (8.Ausspielung seit 1992).
Im Landesmeister-Cup hat Wasserfreunde Spandau 04, das Flaggschiff des deutschen Wasserballs, einen hervorragenden Ruf in Europa. Er resultiert aus der grossen Zeit der Spandauer in den 80er Jahren, als viermal der "Pott", wie der fast meterhohe Pokal genannt wird, nach Berlin geholt wurde. Nur zwei Vereine waren bisher erfolgreicher: Mladost Zagreb aus Kroatien mit sieben und Partizan Belgrad aus Jugoslawien mit 6 Trophäen. Belgrad ist in diesem Jahr bei der 37.Ausspielung im Meistercup nicht vertreten, doch das ist kein Freibrief für Spandau. Andere starke europäische Spitzenclubs haben sich nach vorn geschoben und werden den Spandauern den Einzug in die Champions League, die Runde der besten Acht, schwer machen.
Aus vier Gruppen zu je 4 Mannschaften qualifizieren sich
jeweils der Erst- und Zweitplazierte. Spandau hat
Heimrecht, was einen grossen Pluspunkt bedeutet. Dafür
gehören die Gegner zu Europas Elite. Es sind: "Splitska
Banka" aus Split in Kroatien, der amtierende
Champions-League-Gewinner und "Ina Assitalia Roma",
der Meister aus der stärksten Wasserball-Liga der Welt,
aus Italien. Mit dem SC Kreuzlingen, dem Schweizer
Meister als vierter Mannschaft der Berliner Gruppe,
betritt ein Neuling Europas Bühne.
Zwei Siege müssen her, wenn Trainer Peter Röhle mit
seiner neuformierten Spandauer Mannschaft in die
Champions League einziehen will. Er selbst sprach nach
der Auslosung von einer "männermäßigen Aufgabe".
Ihm werde nichts geschenkt, aber es sei auch "ein
grandioses Gefühl, solche Hürden zu meistern". Mit
vollem Haus in Berlin-Schöneberg kann das Wunder
geschehen, kann Röhle seinen Trainer-Vorgängern Alfred
Balen und Uwe Gaßmann nacheifern. Als Spieler war er über
zwei Jahrzehnte Garant für Erfolge.
Die Entscheidungen in den drei anderen Gruppen fallen in
Nizza, Athen und Zagreb. Für den Einzug in die Champions
League erwartet werden Nizza und Wolgograd, Olympiakos
Athen und Becej sowie Mladost Zagreb und BVSC Budapest.
Waspo Hannover vor dem Einzug ins Viertelfinale
Im 26. Pokalsieger-Wettbewerb seit 1974 stösst Waspo
Hannover auf eine schwere, aber machbare Aufgabe. Die Männer
aus Hannover-Linden müssen ins tiefste Rumänien nach
Pitesti reisen. Diese Stadt liegt gut 100 km westlich von
Bukarest, nur dort befindet sich ein regelgerechtes
Hallenbad. Eine kombinierte Flug-Bus-Reise bringt die
Spieler mit ihrem Trainer Bernd Seidensticker, der für
die Flugkosten "Klinken putzen" musste, an ihr
Ziel. Unberechenbar ist der Gastgeber "Steaua
Bukarest", von dem nur bekannt ist, dass er rumänischer
Vizemeister und Pokalsieger ist. Der zweite schwere
Gegner der Hannoveraner ist Vouliagmeni aus Athen,
ebenfalls Pokalsieger und Vizemeister.
Auch hier kommen zwei Mannschaften ins Viertelfinale, für
Waspo und den deutschen Wasserball ein wichtiges Ziel.
Vouliagmeni nahm vor zwei Wochen am Alfred-Balen-Cup in
Berlin teil und verlor 7:10 gegen Spandau. Dieses Spiel
zeichneten die Spandauer auf und Manager Volker Strobel
überreichte Waspo letzte Woche beim Supercup in Hannover
diese Kassette zu Studienzwecken.
Inzwischen startete auch Griechenland in die neue Saison,
an dessen Beginn der Schlager Olympiakos gegen
Vouliagmeni, Meister gegen Vizemeister, stand.
Vouliagmeni verlor 12:13 (5:6,1:2,2:3,4:2) dieses
Prestigeduell, doch Waspo ist gewarnt vor den beiden Torjägern
George Afroudakis (4) und dem Rumänen Santa (4).
In den drei anderen Gruppen in Skopje, Moskau und
Budapest werden folgende Gegner für das Viertelfinale
favorisiert: Florenz, Marseille oder Partizan Belgrad in
der einen, Dinamo Moskau, Dubrovnik oder Amersfoort in
der anderen sowie Honvéd Budapest und CN Barcelona in
der dritten Gruppe. Alles sind Namen von vorzüglichem
Klang in Europas feinen Wasserballkreisen, wohin Waspo
nur zu gern stossen würde.
Im dritten Wettbewerb, der zum 8. Mal seit 1992
gespielten LEN-Trophy, sind leider die beiden deutschen
Teilnehmer in der Qualifikation schon ausgeschieden: SV
Cannstatt und ASC Duisburg. Beide Bundesligaclubs hatten
das Vermögen, sich in ihren Gruppen in Moskau und
Istanbul durchzusetzen. Beide scheiterten ganz knapp.
Rote Erde Hamm, für diesen Wettbewerb sportlich
qualifiziert, hatte kein Interesse gezeigt.
Titelverteidiger Ujpest Torna Budapest (UTE) wird in
diesem Jahr voraussichtlich nicht sehr weit kommen, da
alle Nationalspieler den Verein Richtung Italien und
Kroatien verlassen haben. Der grosse Favorit in diesem
Wettbewerb dürfte "CN Atletic Barceloneta"
heissen, der mit Manuel Estiarte den wohl berühmtesten
Wasserballspieler vor kurzem an sich band. Überall dort,
wo Estiarte bisher spielte, waren die Vereine erfolgreich:
Bei CN Barcelona, über Jahre bei Pescara, bei Volturno,
Savona und bei CN Catalunya.
Ebenfalls hoch eingeschätzt wird "Canottieri Napoli",
zu Saisonbeginn mit zwei ungarischen Nationalspielern
verstärkt. An diesem Gegner scheiterte ASC Duisburg nur
knapp. Neapel beginnt bereits am Mittwoch (24.11.99) in
Dubrovnik zu spielen, in der einzigen 5er-Runde dieses
Pokal-Durchgangs. Die Neapolitaner sind schon jetzt auf
beschwerlicher Bus-Schiff-Bus-Reise unterwegs an die Südadria
zur Europacup-Hauptrunde.
Am kommenden Sonntag spätestens ist der Teilnehmerkreis
halbiert, von 48 Hoffnungen bleibt genau die Hälfte auf
der Strecke. Wer diese Hürde schafft, gehört zu den
Besten in Europa. Hoffentlich gehören WF Spandau 04 und
Waspo Hannover dazu.
(22.11.1999)
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