Regeländerung im Europacup

Hilfsaktion für Alte Freunde Mladost Zagreb und Conad Pescara erhalten "wildcard"


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Bei dem kürzlich abgehaltenen Kongress der LEN ist folgende Änderung beschlossen worden, die Einfluss auf die Teilnahme am Europacup nimmt:
Ab der nächsten Spielzeit (Saison 2000/2001) wird nicht nur den drei Cupsiegern (Champions League, Pokalsiegercup und LEN-Trophy) automatisch die Teilnahme am nächstjährigen Wettbewerb ermöglicht, sondern jetzt auch den unterlegenen Finalisten.
Zur Erinnerung die drei Finalpaarungen:
1. Champions League: VK Becej - Mladost Zagreb
2. Pokalsieger-Cup: Dinamo Moskau - RN Florenz
3. LEN-Trophy: Jug Dubrovnik - Conad Pescara

Welche Konsequenzen und Auswirkungen hat die neue Regelung?

1. Champions League:
1.1: Becej ist Jugoslawischer Meister und damit sowieso wieder in der "Königsklasse" dabei. Becej ist unter den besten Acht in Europa gesetzt, genau wie der kommende Deutsche Meister, ganz gleich, wie er heisst, auf Grund der letztjährigen Platzierung.
1.2: Mladost Zagreb hat in der letzten Spielzeit weder in der kroatischen Meisterschaft noch im Pokal das Finale erreichen können und wäre nach bisherigen Regeln in die LEN-Trophy abgerutscht. Als Finalist der Champions League ist Mladost auch im kommenden Jahr für die "Königsklasse" vorgesehen, muss dabei allerdings in die Qualifikationsrunde. Nur der Landesmeister Jug Dubrovnik wird gesetzt.

2. Pokalsieger-Cup:
2.1: Dinamo Moskau als Landesmeister verzichtet auf seine Teilnahme im Pokalsieger-Cup und startet in der angeseheneren Champions League. Dinamo übernimmt dabei den Landesbonus von Wolgograd vom Vorjahr und wird gesetzt.
2.2: RN Florenz nimmt die automatische Qualifikation durch seinen Europacup-Finalplatz in Anspruch. Dadurch wird dem Dritten der Italienischen Meisterschaft (Recco) zusätzlich für Italien der Einzug in den Pokalsiegercup ermöglicht. Mangels eines nationalen Pokalwettbewerbs bestimmt der Verband die Klassifizierung.

3. LEN-Trophy:
3.1: Jug Dubrovnik startet als Kroatischer Meister in der Champions League und ist dort gesetzt.
3.2: Conad Pescara, in der italienischen Meisterschaft nur auf Platz 7 gelandet, kann durch diese Neuregelung auch im nächsten Jahr an der LEN-Trophy teilnehmen. Zusätzlich sind zwei weitere italienische Mannschaften (Rom, Savona, Bologna oder Brescia?) am internationalen Wettbewerb beteiligt.
Italien und Kroatien begünstigt
Begünstigt werden durch die Regeländerungen zwei Verbände: Kroatien und Italien, die unbestritten auch den besten europäischen Wasserball spielen. Die Konkurrenz für alle anderen Verbände wird dadurch aber noch schärfer.
Kroatien kann 5 Mannschaften melden (2x Champions League, 1x Cup, 2x LEN-Trophy). Italien bringt es sogar auf 6 Mannschaften (1x Champions League, 2x Cup, 3x LEN-Trophy).
Ganz besonders geholfen wird dabei zwei Traditionsvereinen, die sonst unter ihrem gewohnten Standard geblieben wären: Mladost Zagreb und Conad Pescara.
Derlei Bevorzugung, um das Wort Vetternwirtschaft zu vermeiden, kann jedoch auch unerwünschte Folgen haben, wie wir es 1998 in Zagreb erlebten, als zwei italienische Teams im Finale der Champions League standen: Posillipo und Pescara. Die Konsequenz: Gähnende Leere auf den Tribünen. In diesem Jahr blieben wir von dieser "Doppelspitze" durch Glück verschont, obwohl zwei kroatische Mannschaften (Split und Zagreb) unter die letzten Vier kamen.
Zagreb hat die Zeichen der Zeit erkannt und will nicht nur von "Almosen" leben. Mannschaft und Trainer müssen verändert werden! Im Finale Mladost gegen Becej spielte Zagreb nur die Rolle des Juniorpartners. Der Vertrag mit Wunschtrainer Dragan Matutinovic (Split) kam nicht zustande, gestern wurde bekannt, dass auch György Gerendás (BVSC Budapest) die Offerte aus Zagreb zurückgewiesen hat und lieber in Budapest bleibt. Ein Sprengsatz bei Mladost ist die Rivalität zwischen den beiden Senioren Bukic und Simenc (beide Jahrgang 1966).
In Pescara kann sich niemand über das "Geschenk" der LEN freuen. Seit einem Jahr kriselt es. Der Spielbetrieb fand in einer baufälligen Halle statt, es fehlt das Geld für entscheidende Massnahmen. Inzwischen sind fast alle Leistungsträger zu anderen Vereinen abgewandert. Wenn Pescara wegen fehlender Halle nach Bari oder Rom ausweichen muss, und das mit einer instabilen Mannschaft, dann könnte die Hilfsaktion der LEN ein Danaergeschenk gewesen sein.  

copyright by Dr. Günter Schwill, 6 .Juli 2000


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