Niedersachsens Schwimmer wollen in Langenhagen einen neuen Landesverband gründen

Es ist so gut wie beschlossene Sache: Der vor dem Konkurs stehende Schwimmverband Niedersachsen (SVN) wird einen Nachfolger finden. Der bis dato drittgrößte Landesverband des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) soll am Sonntag, den 24. September, in Langenhagen (nördlich von Hannover) als "Landesschwimmverband Niedersachsen" (LSN) neugegründet werden. Getagt wird in der Flughafenstadt von 10.30 Uhr an im Theatersaal der Robert-Koch-Realschule in der Rathenau-Straße.

Die aus der Olympia-Qualifikation im Wasserball aufgelaufenen Schulden in deutlich sechsstelliger Höhe hätten zwar durch eine Umlage bei den SVN-Vereinen durchaus noch beglichen werden können, doch dann hätte dem Verband unweigerlich der Verlust der Gemeinnützigkeit gedroht. Dieses hätte den viel schlimmeren Verlust der öffentlichen Förderung nach sich gezogen. Nicht zuletzt deswegen hatte sich auch der niedersächsische Landessportbund für eine baldige Neugründung stark gemacht. Dieses sei zudem die einzige Möglichkeit, einen einigermaßen glatten, zügigen Übergang in finanzieller, organisatorischer und sportlicher Hinsicht sicherzustellen.

Eine Interessengruppe, bestehend aus den Vorsitzenden der vier Bezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems sowie verschiedenen Fachausschußmitgliedern, hat an den vergangenen Wochenenden viele Stunden getagt, um die Weichen für die weitere Zukunft des niedersächsischen Schwimmsports zu stellen. Nicht mehr dabei waren die Mitglieder des ursprünglich fünfköpfigen SVN-Präsidiums, dem die Hauptschuld an dem Desaster gegeben wird. Auf den Versammlungen nicht zugegen war somit auch der diskreditierte SVN-Vizepräsident Tjark Schröder (Oldenburg), der weiterhin noch Vorsitzender des Bezirksfachverbands Weser-Ems ist.

Die für den 24. September in Langenhagen anberaumte Versammlung wird damit nach mehr als 53 Jahren auch das Ende des drittgrößten Landesverbandes im DSV werden, der einst am 22. März 1947 im Lokal des legendären hannoverschen Wasserball-Nationalspielers Fritz "Itze" Gunst (Olympiasieger 1928 in Amsterdam) gegründet worden war. Der eigentliche Gründungsakt des neuen Verbandes wird allerdings bereits am 10. September in kleinem Kreise durch die Interessengruppe vollzogen werden, die dann alle SVN-Vereine zwei Wochen später nach Langenhagen einlädt. Der Verband wird dann durch einen neuen Namen tragen: "Landesschwimmverband Niedersachsen" oder kurz "LSN".

Die weitere Rückkehr zu geordneten Verhältnissen im niedersächsischen Schwimmsport sieht wie folgt aus: In Langenhagen soll den anwesenden Vereinen eine Satzung vorgestellt werden. Gleichsam soll ein Vorstand gewählt werden, der bis zu einem ordentlichen Verbandstag im Frühjahr 2001 die Geschicke leiten wird. Gewählt wird zudem auch eine Strukturfindungskommission, die sich um die Gliederung des neuen Verbandes kümmern sowie eine endgültige Satzung erarbeiten soll. Ferner werden die Vorstände der vier bisherigen SVN-Bezirke bis zu Neuwahlen kommissarisch wieder eingesetzt, damit die Verbandsarbeit nahtlos weitergeht.

In der Zeit vom 10. bis 24. September werden zunächst noch die vier Bezirksvorsitzenden dem Verband vorstehen, doch alle vier haben bereits angekündigt, daß sie in Langenhagen nicht für den Posten des LSN-Präsidenten kandidieren werden. Hinter den Kulissen wird derzeit nach möglichen Kandidaten gesucht. Diskutiert wird derzeit noch über die Strukturen des neuen Verbandes. Nach den Vorstellungen der Interessengruppe soll der neue Verband aber einen hauptamtlichen Geschäftsführer bekommen. Die Diskussion soll dann bis zu dem ersten ordentlichen Verbandstag im Frühjahr kommenden Jahres abgeschlossen sein, auf dem dann die Satzung verabschiedet und die Neugründung endgültig in geordnete Bahnen gelenkt werden soll.

Der im Insolvenzverfahren stehende alte Verband wird bis auf weiteres noch bestehen bleiben, doch die derzeitigen SVN-Vereine werden um einen möglichst schnellen Beitritt zum neuen LSN kaum herumkommen, wenn sie weiterhin Schwimmsport in organisierter Form betreiben wollen: Der neue Verband besitzt die Rückendeckung des Landesportbundes und wird die Aufgaben seines Vorgängers weitgehend nahtlos übernehmen. So sollen auch die für den Rest des Jahres 2000 anberaumten Maßnahmen der einzelnen Fachsparten, so gut es geht, durchgeführt werden. Hierzu zählen unter anderem verschiedene Bezirks- und Landesmeisterschaften im Schwimmen wie auch der Beginn der Wasserball-Punktspielrunden 2000/2001. Ein findiger Vereinsfunktionär hat inzwischen auch darauf hingewiesen, daß für die Vereine parallel dazu ein Austritt aus dem SVN bis zum 30. September ratsam wäre: Ansonsten würde sich die Mitgliedschaft im alten Verband automatisch weiter verlängern, was den finanziellen Schaden der Vereine vergrößern würde.

Am 24. September wird somit in Langenhagen ein Stück Sportgeschichte geschrieben werden. Der Tagungsort ist nicht nur kostengünstig, sondern wurde auch auf Grund seiner zentralen Lage gewählt. Die Robert-Koch-Realschule Langenhagen liegt in der Rathenaustraße und ist damit vom Hauptbahnhof Hannover mit der U-Bahn auf direktem Wege bestens zu erreichen.

(Quelle: www.waterpolo-world.com, Autor: Wolfgang Philipps)


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