Erste Nominierungen für Sydney

Gescheiterte Wasserballer bleiben "zumindest in der Grundförderung"

Von Jürgen Fischer

Berlin - Eine Gruppe von deutschen Athleten erfährt heute, dass sie an den Olympischen Spielen in Sydney teilnehmen wird. In der ersten von vier Nominierungsrunden beruft das Nationale Olympische Komitee (NOK) in Berlin einige Boxer, Slalomkanuten, Ringer, Segler, Gewichtheber, Sportschützen, Triathleten, Badminton- und Tischtennisspieler in die deutsche Mannschaft für die Wettkämpfe ab 15. September.
Ob eine jener Turnerinnen nominiert wird, die bei der Europameisterschaft in Paris an den vorgegebenen Kriterien scheiterten, ist Ermessenssache. "Solche Fälle verlegen wir lieber an den Schluss der Nominierungsphase", sagt NOK-Generalsekretär Heiner Henze. "Da muss erst mal der Verband seine Hausaufgaben machen und uns einen Vorschlag unterbreiten." Dagmar Fehrenschild fehlten am Stufenbarren nur sechs Hundertstel Punkte zum geforderten Final-Startplatz, und dem Deutschen Turner-Bund (DTB) sollten Argumente einfallen, einen Olympiastart als Motivation zu begründen - für die 15-Jährige ebenso wie für die Bemühungen, die Sportart nicht einfach preiszugeben.

Es geht um die Zukunft, wie auch im Wasserball, wo nach den Frauen auch die Männer am Wochenende in Hannover an der Qualifikation scheiterten. Zukunft - um sie zu sichern, sind im Spitzensport Konzepte und Geld vonnöten. "Wir sind nicht in der Situation, dass für jene, die nicht in Sydney dabei sind, die Lichter ausgehen", sagt Armin Baumert, Leitender Direktor des Bundesvorstandes Leistungssport beim Deutschen Sportbund (DSB). "Alle bleiben zumindest in der Grundförderung." Doch wie diese für den Verbund von olympischen und nichtolympischen Sportverbänden definiert werde, das ergebe sich erst nach der Auswertung der Sommerspiele.

Die Wasserballer sollten nicht so lange auf die Entscheidung warten, von wem sie wieviel Geld bekommen, empfiehlt Baumert. "Entschiede das Geld allein, müsste die Fußball-Nationalmannschaft immer gut und vorn dabei sein", sagt er. Im Wasserball gehe es ebenso wie im Fußball darum, "von wieviel Einigkeit die Landschaft zwischen Bundesliga-Vereinen und Nationalteam geprägt" ist. Baumert verweist dabei auf Defizite - unabhängig davon, dass Waspo Hannover (Bundesliga-Zweiter, vier Nationalspieler) nach dem Qualifikationsturnier den Rücktritt von Honorar-Bundestrainer Uwe Sterzik forderte.

Wenn Förderung nicht mehr gegeben sei wie bisher (200 000 Mark für das Nationalteam dieses Jahr), müsse das "durch kluge Vermarktung der Sportart" kompensiert werden. "Oder fehlendes Geld führt zum Zusammenraufen." Baumert verweist auf das Beispiel Volleyball. Verbandspräsident Werner von Moltke schaffte es in Berlin, eine Einigung zwischen den stärksten Vereinen herbeizuführen und die Besten beim SC Charlottenburg zu konzentrieren. Baumert hält so etwas auch im Wasserball für möglich - und für angeraten.

(Die Welt 16.5.2000)


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