Rezension/Blick über den Tellerrand:
"World Waterpolo" bringt das Weltgeschehen im Wasserball nach Hause


Mit Wasserball-Berichten war die Fachszene zuletzt nicht gerade verwöhnt, seitdem die DSV-Fachzeitschrift "Schwimm-Magazin" im Frühjahr 1997 ihr Erscheinen eingestellt hatte. Als Ersatz neben den spärlichen Berichten in der Tagespresse boten sich zumeist nur zwei Alternativen: Über den Spielbetrieb der beiden Bundesligen berichtet seit mehr als einem Jahr das "DWL-Info"; zudem können zumindest die Spielergebnisse der meisten Ligen mittlerweile auch im Internat abgefragt werden. Für das internationale Wasserballgeschehen bietet seit geraumer Zeit die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift "World Waterpolo" eine übersichtliche und zuverlässige Informationsquelle.

Das erstmals auch in Hannover vorliegende, durchweg englischsprachige Magazin ist seit Anfang 1996 in bisher elf Ausgaben erschienen. Herausgeber ist der auch in Hannover bestens bekannte Markellos Sitarenios. Der griechische Ex-Nationalspieler und Wasserball-Funktionär des europäischen Schwimmverbands LEN wirkte im Juli 1998 beim Hannover-Cup als Turnierleiter mit. Die im DIN A4-Format erstellte Zeitschrift umfaßt 64 durchweg farbige Kunstdruckseiten, nur zehn davon beinhalten als Grundmuster das klassische Schema der schwarzen Schrift auf weißem Grund. Jede Seite umfaßt grundsätzlich nur eine Rubrik, wobei kein Blatt ohne Fotos erstellt worden ist. Die Zeitschrift enthält erfreulich wenig Werbung. Angenehm für den deutschen Leser: Die zumeist nicht allzu langen Artikel erlauben es auch Interessenten, die nur selten Englisch lesen, den einen oder anderen Bericht in einer überschaubaren Zeitspanne zu studieren.

Der Inhalt umfaßt nicht nur reine Veranstaltungsberichte, sondern auch zahlreiche Features und Interviews zu Thematiken aus allen Kontinenten. Dem rein auf Deutschland fixierten Leser wird die Zeitschrift nicht allzuviel Neues bieten, allemal lesenswert sind aber die Kommentare in Wort und Bild zum Regelwerk und dessen neueste Auslegungen. Diese wurden - in der vorliegenden Ausgabe - erfreulicherweise auf fotokopierfreundlichem weißen Untergrund abgedruckt. Im Mittelpunkt der direkten Berichterstattung über Veranstaltungen und Wettbewerbe stehen internationale Meisterschaften für Auswahlteams und Vereinsmanschaften aller Kontinente. In Auswahl wurden auch Nationenturniere berücksichtigt. Trotz durchweg kompletter Ergebnisübersichten findet man auch bei den Veranstaltungen - anders als früher im "Schwimm-Magazin" - relativ wenig reine Ergebnisberichterstattung. Das einzige wirkliche Manko springt erst nach längerem Lesen ins Auge: Bei dem einen oder anderen Bericht wäre ein wenig mehr inhaltliche Tiefe wünschenswert.

Auch wenn der Leser nach einem Bericht über den Hannover-Cup vergeblich sucht, so hat der Besuch von Herausgeber Markellos Sitarenios in Hannover deutlich seinen Niederschlag in der dem Autor vorliegenden Oktober-Ausgabe gefunden. Man kann dort ein Interview mit DSV-Ehrenpräsident und Ex-Olympioniken Bernhard Beier (Hannover), einen Bericht über die schwierige Situation des Wasserballsports in China (dessen Nationalteam in der niedersächsischen Landeshauptstadt nur den letzten Platz belegte) sowie ein Interview mit dem in Hannover als Unparteiischer agierenden australischen FINA-Schiedsrichter Ross Coogan, dem Hauptorganisator der Wasserballwettbewerbe bei den Jahrtausend-Spielen in Sydney lesen. Weitere Themen der vorliegenden Ausgabe in Auswahl:

- Good Will Games in New York

- Qualifikationsmodi für Sydney und andere Welt-Championate

- aktueller Stand der organisatorischen Vorbereitungen für Sydney

- Junioren-Europameisterschaften in Bratislava und Millfield

- Porträt des US-Nationalspielers Gavin Arroyo (Olympiakos Piräus)

- Europacup-Vorschau 1998/99

Fazit: Dem rein an Deutschland orientierten Leser bietet die Zeitschrift nur wenig Ansprechpunkte, doch für den international interessierten Wasserballfan ist die Zeitschrift die beste Möglichkeit, sich relativ umfassend über das weltweite Geschehen zu informieren. Angesichts der bevorstehenden Großereignisse in der niedersächsischen Landeshauptstadt mit dem Acht-Nationentunier der Herren um den Hannover-Cup 1999 im Stadionbad und der Olympia-Qualifikation für Sydney im Jahre 2000 sowie dem forcierten Ausbau Hannovers zu einem der Wasserball-Leistungszentren in Deutschland erscheint es auch der hiesigen Wasserballszene geboten, noch mehr als sonst einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Wenn sich Interessenten der selbst im Wasserball dominanten englischen Sprache stellen möchten, bekommen sie ein Preis-Leistunsverhältnis geboten, das man guten Gewissens im positiven Bereich einstufen darf.

Ein Jahresabonnement von "World Waterpolo" (vier Ausgaben) kostet im europäischen Ausland $ 40 (Porto eingeschlossen).

Anschrift: 16, Themistokleous, 106 78 Athens, Greece.
Tel.: -30-1-3806270
Fax: -30-1-3847275, 3804657

eMail: marcewwp@otenet.gr


Rezension von: Wolfgang Philipps
(Pressesprecher SVN-Bezirk Hannover/ Wasserball)
(19.02.1999)

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