Ein Blick über die Grenzen

Keine Qualifikation, und doch ein volles Programm Situationsberichte aus Ungarn, Kroatien, Italien und Griechenland


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Während fast ganz Wasserball-Europa bemüht war, Platz und Zugehörigkeit für die kommenden Kontinentalkämpfe in Budapest durch Qualifikationsturniere zu sichern, waren vier Nationen davon befreit. Ungarn, Kroatien, Italien und Griechenland hatten sich durch die Platzierung 1 - 4 bei der letzten EM in Florenz die "Tretmühle" Qualifikation erspart. Diese Länder nutzten die Zeit für wichtige nationale Vorentscheidungen in Pokal und Meisterschaft.  


Ungarn: In Ungarn fiel am Wochenende die Entscheidung in einer noch nie dagewesenen Pokalfinal-Paarung: Vasas - Szeged. Vasas, die große ungarische Mannschaft der 80er Jahre mit den legendären Spielern Farago, Csapo und Budavari unter Trainer Peter Rusoran, feierte nach langer Zeit endlich wieder einen Titelgewinn. Vasas besiegte Szeged mit 7:5 (3:1,2:2,2:1,0:1) am Sonntag  in "neutralem Wasser" in Eger vor einer prächtigen Kulisse von 1500 Zuschauern. Vindisch (3), Czirok (2), Tamas Varga und Adam Steinmetz (je 1) waren die Torschützen beim Sieger. Der seit dieser Saison tätige Trainer Somossy József genoß sichtlich die "Taufe" nach Spielschluß. Ende einer "schwarzen Serie" für Vasas? Schwerer fast als der Finalerfolg war das Erreichen des Finales. Der große Rivale und Pokalverteidiger BVSC, der in der Runde zuvor den Meister Ferencvaros besiegt hatte, wurde am Freitag abend in einer torarmen Partie 5:2 (1:0,0:0,0:0,4:2) ausgeschaltet. Es war ein Doppelschlag gegen BVSC, der innerhalb von sechs Tagen zum zweiten Mal ein großes Finale verpaßte. Am 10.März fehlte BVSC im Europapokal-Halbfinale ein Tor gegen Barceloneta, jetzt hatten die "Schützen" drei Viertel lang totale Ladehemmung gegen Vasas. Nur Ibolya traf im Schlußviertel zweimal, da aber war die Entscheidung schon gefallen. Szeged, die Mannschaft aus Südungarn, hart an der jugoslawischen Grenze, hatte im zweiten Halbfinale mit Szentes eine viel leichtere Aufgabe gehabt und siegte mit 13:8 (4:2,4:2,3:1,2:3).    
Kroatien: Höhepunkt in der Liga des Vize-Europameisters Kroatien war am 15.Spieltag der Meisterschaft die Paarung Posk Split - Jug Dubrovnik. Jug nahm mit 11:9 (4:3,1:2,3:1,3:3) auch diese Hürde. Spandaus nächster Gegner in der Champions League hatte in Fatovic (4) und Krzic (3) seine besten Schützen. Bis zum 9:9 im letzten Viertel stand die Begegnung auf des Messers Schneide. Torwart Volarevic verhinderte in der Schlußphase die Führung der Hausherren bei einem Schuß von Muzic aus kurzer Distanz. Dann erlösten zwei Treffer von Fatovic und Krzic den Favoriten Jug. Trotz dieses Erfolges liegt Jug weiterhin mit 4 Punkten Abstand zu Mladost Zagreb auf Platz 2 der Tabelle. Die Hauptstädter, LEN-Trophy-Finalist am kommenden Sonnabend gegen Brescia, spielten sich gegen Kvarner Rijeka beim 25:7 in einen wahren Spielrausch. Die Platzierung für die Playoffs scheint kaum noch veränderbar. Mladost vor Jug, Posk und Mornar (nach 12:5 beim zweiten Club aus Dubrovnik) werden in diesem Jahr die Meisterschaft unter sich ausmachen. Mladost hat dabei den entscheidenden Heimvorteil, Jug dafür schon den Pokalsieg in der Tasche.  

Italien: In Italien fand der letzte, der 22. Spieltag der Liga statt. Es gab keine großen Veränderungen mehr. Posillipo behielt die Spitze nach dem 15:7-Heimsieg gegen den Tabellenvorletzten Bogliasco, der ohne Van der Meer (EM-Qualifikation) antreten mußte. Il Mattino schrieb über Posillipo: "Missione compiuta" (Auftrag erfüllt). Hauptsponsor Giorgio Corbelli, Präsident des Fußballclubs Neapel und Chef von Telemarket, war anwesend und rundum zufrieden. Tabellenzweiter wurde Florenz (14:11 gegen Canottieri Napoli) und Dritter Rom (mühsames 8:8 in Bologna). Damit stehen die Viertelfinalpaarungen wie folgt fest: Posillipo (1.) - Bologna (8.) Florenz (2.) - Savona (7.). TV-Übertragung am 31.3. Rom (3.) - Brescia (6.). TV-Übetragung am 28.3. Recco (4.) - CC Napoli (5.) Gespielt wird am 28. und 31.März. Der 2. April ist für eventuelle Entscheidungsspiele, die auch von RaiSatSport übertragen würden, vorgesehen. In den Playouts über maximal 5 (!) Spiele empfängt Pescara (10.), im Vorjahr noch in einem Europacupfinale stehend, die Genuesen von Bogliasco (11.). Ortigia Syrakus (9.) muß sich in einer rein sizilianischen Auseinandersetzung mit Palermo (12.) messen. Gespielt wird vom 28.März bis zum 11.April. Die Verlierer steigen ab.    

Griechenland: Im großen Prestigeduell am 20.Spieltag der Meisterschaft zwischen Olympiakos und Vouliagmeni hatte Olympiakos mit 10:8 (3:2,0:1,5:2,2:3) am Sonnabend die Nase vorn. Nach dem Unentschieden im Hinspiel bestätigten die Rotweißen aus Piräus ihre Spitzenstellung im Land mit 37 Punkten vor Panathinaikos (33), Vouliagmeni (31) und Ethnikos (29). Allerdings hatte Vouliagmeni auf seinen Starspieler Petre Sanda verzichtet, der für Rumänien die EM-Teilnahme in Berlin sicherte. Den entscheidenden Vorsprung erspielte sich Olympiakos im 3.Viertel. Mit 3 Toren in Folge zum 6:3 und nach einem Zwischenspurt von Vouliagmeni (6:5) erneut mit einem Drei-Tore-Vorsprung zum 8:5 sicherte sich das von Dragan Matutinovic betreute Team eine uneinholbare Führung. Die besten Schützen bei Olympiakos, Chatzitheodorou und Thomakos, trafen je dreimal. Auch Vouliagmeni hatte in Tsiklos und Aphroudakis zwei "Dreier". Ohne Pause lief bereits am Mittwoch abend der 21. und vorletzte Spieltag ab. Olympiakos feuerte in Saloniki noch einmal aus allen Rohren beim 22:11 gegen Aris Thessaloniki. Thomakos (5) und Djogas (4) waren die besten Vollstrecker bei den Hauptstädtern, die ein spektakuläres 3.Viertel mit 9:1 hinlegten. Nach dem 8:8 zwischen Vouliagmeni und Ethnikos kann sich an der Tabellenrangfolge nichts mehr ändern: 1.Olympiakos (39 Punkte), 2. Panathinaikos (35), 3. Vouliagmeni (32), 4. Ethnikos (30), 5. Glyfada (28).   Harte Wochen liegen noch vor Olympiakos. Am Wochenende soll gegen Becej in der Champions League gepunktet werden, um zum ersten Mal den Einzug ins Final Four zu sichern und nicht abhängig zu werden von der Schlußrunde beim direkten Rivalen Ferencvaros. Eine Woche später dann steigt der griechische Pokal. Im Final-Four-System findet dabei am 30./31.März eine reine Athener Stadtmeisterschaft statt zwischen Olympiakos, Vouliagmeni, Titelverteidiger Ethnikos und Glyfada. Dann der letzte Spieltag der Champions League, dem sich die Playoffs um die Meisterschaft anschließen.   Trotz der Befreiung von der Qualifikationsmühle, Terminstreß allerorten!  

 copyright by Dr. Günter Schwill, 22. März 2001


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