LEN-Trophy, 1. Finale

Die Mladost-Aktie hoch im Kurs Nach 9:6 gegen Brescia vor erneutem Europacup-Triumph

VON DR. GÜNTER SCHWILL

In Südeuropas Wasserballhochburgen wird Woche für Woche Spitzensport geboten. Landesweite Fernsehübertragungen und neuerdings grenzüberschreitende Satelliten-Ausstrahlungen potenzieren das Zuschauerinteresse. Letztes Beispiel hierfür war in Zagreb das erste Finale um die LEN-Trophy zwischen Mladost und Brescia.   In der großen Schwimmhalle der kroatischen Hauptstadt legte Mladost beim 9:6 (3:1,2:3,2:0,2:2) gegen Brescia den Grundstein für einen erneuten Europapokal-Triumph. Nach genau einem Dutzend Euro-Pokalen seit 1967 hält Mladost jetzt schon die 13.Trophäe mit einer Hand, damit weit mehr als jede andere Vereinsmannschaft in Europa. Platz 2 belegt Partizan Belgrad (8 Pokale) vor WF Spandau 04 und Ferencvaros Budapest (je 6 Pokale), Pescara, ZSKA Moskau und Ujpest Budapest (je 5), Catalunya Barcelona (4) und Posillipo Neapel (3).   Vor 2000 Zuschauern und den Kameras von HRT3 legten die Kroaten in ihren leuchtend gelben Badehosen und den fernsehgerechten gelbblauen Kappen wie entfesselt los. Ballgewinn beim Anschwimmen, Invasion in des Gegners Hälfte, Schuß, Tor !  1:0 durch Ungarns Olympiasieger Zsolt Varga nach 22 Sekunden. Der Druck blieb, Überzahl, kurze Ballstafette über 10 Sekunden, Schuß, Tor !  2:0 durch Kobescak, den jüngeren der beiden Brüder, den Nationalspieler Vjekoslav mit der Nummer 13. Brescia hatte wenig Luft zum Atmen, doch Vicevic gelang der Anschluß. In welchem Tempo gespielt wurde, zeigt die Uhr. Das 2:1 fiel bei 3:20, das 3:1 bei 3:39 durch Samir Barac.  
In der Pause rüttelte Trainer Zoran Mustur seine Männer wach. Als jugoslawischer Alt-Internationaler beschwörte er die Gefahr, die fast allen Gastmannschaften in Zagreb zum Verhängnis wird, gleich zu weit in Rückstand zu geraten. Brescia, mit Nationalspielern gespickt, konterte. Linkshänder Pomilio überwand Torwart Frano Vican, der sich mit seinen langen Armen auf die zentralen Schützen eingestellt hatte, von rechtsaußen ins lange Eck, 3:2. Aber Perica Bukic, nach Sydney nicht mehr von Nationalcoach Neven Kovacevic im 25köpfigen Kader berücksichtigt, nutzte ein Überzahlspiel zum wichtigen 4:2. Doch Brescia ist in dieser Phase stärker. Deserti, zweiter Center im Wechsel mit Alessandro Calcaterra, brachte ganz geschickt einen Heber zum 4:3 ins Tor. Rogin, als Centerverteidiger mit dem unglaublich auf der 2-m-Linie wühlenden Calcaterra  vollauf beschäftigt, ging mit einem Konter nach vorn. Sein Gewaltschuß aus 10 m Entfernung ließ dem guten Torwart Massimo Castellani, der seit Wochen für Gianni Averaimo im Tor der Italiener steht, nur das Nachsehen. Noch einmal verkürzt Ikodinovic zum 5:4, Halbzeit.  
Trainer Bruno Silic, in dieser Saison zu Mladost zurückgekehrt, hat seine Arena in heimischer Umgebung wieder. Jetzt gilt es, der Vorsprung ist viel zu klein. Barac holt den Ball, Zagrebs Druck nimmt zu. Kobescak und Stritof erhöhen auf 7:4, während Brescia mit der Pressdeckung nicht zurechtkommt. Die Schußversuche aus der zweiten Reihe werden erfolgreich behindert.   Im letzten Viertel markiert Vrbicic mit dem 8:4 die bisher höchste Differenz mit stattlichen +4. Das könnte schon reichen, doch da verkürzt Pomilio wieder etwas, 8:5. Ein Pfiff des spanischen Unparteiischen Fernandez bringt Mladost einen Strafwurf, den sich Bukic nicht entgehen läßt, 9:5. Die Spannung wächst noch einmal nach einem Fernschuß von Ikodinovic, 9:6. In der letzten Minute zieht Silic noch einen Trumpf: Auszeit nach Hinausstellung von Bovo. Doch der Angriff wird fast zum Rohrkrepierer. Brescia springt in ein kroatisches Zuspiel, der Konter läuft. Ein herrlicher Paß, doch Glanztat des Nationaltorwarts Vican. Mit einer großen Parade verhindert er das 9:7.   Daß sich Italien durchaus noch Chancen im Rückspiel ausrechnet, zeigt die spontane Ankündigung der Fernseh-Direktübertragung aus der Lombardei.
Am 7.April um 20.30 h erfolgt der Anpfiff zum großen Finale Systema Brescia - Mladost Zagreb. RaisportSat bringt den Kampf, auch wenn die Mladost-Aktien nach dem 9:6 hoch gehandelt werden.    

copyright by Dr. Günter Schwill, 27.März 2001


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