Wasserfreunde stehen unter Wasserdampf

Spandau kann die Tür zur Vierer-Elite aufstoßen

Von Torsten Wendlandt

Berlin - Die Wasserfreunde, Freunde des nationalen Erfolgs, basteln an ihrem größten internationalen Wasserwerk seit elf Jahren. Steigen Spandaus Wasserballer heute nach der Wasserschlacht der Champions League gegen Mladost Zagreb als Sieger aus dem Becken (15 Uhr, Schwimmhalle Schöneberg), könnte ein Wassermärchen wahr werden.

Dann hat der 20-malige Rekordmeister und vierfache Europacupsieger (3:3 Punkte) Gruppenplatz zwei hinter «Überflieger» Becej (Jugoslawien/5:1) und somit die Eintrittskarte zum Treffen der absoluten Elite (Final Four) an der Angel, Zagreb und die Russen aus Wolgograd (je 2:4) wären bei noch zwei ausstehenden Spielen so gut wie abgesoffen.

Trainer Peter Röhle aber ist kein Freund der Wasser-Vorfreude. «Unsere Wechselbank ist zu dünn für eine Favoritenrolle», wehrt der 42-Jährige zunächst ab, um anzufügen: «Wenn wir das Match lange offen halten, die Kroaten kommen lassen und schlau spielen, können wir es packen.» Die Spandauer können, doch sie müssen nicht. Kaum jemand, sie selbst am wenigsten, durfte vorher mit dieser Nähe zum Sonnen-Pool der Großen rechnen. «Andererseits brauchen wir uns spätestens seit dem Unentschieden gegen Topfavorit Becej vor keinem Profiteam mehr zu verstecken», findet Manager Volker Strobel. Die Mannschaft um ihren schnellen «Fisch» Lasse Noerbaek, der heute 30 wird, stehe unter Wasserdampf, ist auf den Punkt fit. Röhle: «Ich habe ein sehr gutes Gefühl.»

Zagreb hingegen, 8:3-Sieger im Hinspiel (Röhle: «Da haben wir durch Leichtsinnsfehler Kontertore gefangen»), muss gewinnen. Im nationalen Pokal ausgeschieden, in der Meisterschaft ins Schwimmen geraten, wackelt bei dem verschuldeten Verein nicht nur der Stuhl von Trainer Bonacic, sondern auch die Final-Four-Teilnahme. Für den Berlin-Trip hat man sogar den übergewichtigen Center-Verteidiger Dubrawko Simenc (34), der rückständige Gehaltszahlungen monierte und deswegen die Badekappe absetzen musste, begnadigt. Der treffsichere «Ballermann» (2,02 m) ist nun wirklich kein Wasserfreund. Bei Spandaus letzter Final-Four-Teilnahme 1989 knallte Simenc dem Wasserfreunde-Keeper in der Verlängerung des Endspiels in Zagreb den entscheidenden Ball so gewaltig auf die Arme, dass er als Bogenlampe erst auf dem Hinterkopf und dann im Tor landete. Spandau verpasste den fünften Europacup-Triumph, Zagreb holte seinen fünften Cup. «So was passiert uns heute garantiert nicht», schmunzelt Peter Röhle. Denn er steht längst nicht mehr im Tor.

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